Tags: audible.de, Dystopie, Krieg, Menschheit, Peter Bieringer, Silo, Zukunft
Genre: Science Fiction
Amerika im Jahr 2049: Der aufstrebende Architekt und gerade erst zum Kongressabgeordneten gewählte Donald Keene wird von Senator Thurman kontaktiert, der sich von einigen Bauvorschlägen des jungen Mannes sehr angetan zeigt. Thurman erteilt Keene schließlich auch den Auftrag zur Umsetzung der Pläne, allerdings soll Donald seine Gebäude nicht oberirdisch, sondern hunderte Meter unter der Erdoberfläche umsetzen. Zwar zeigt sich dieser aufgrund des Vorhabens des Senators zunächst skeptisch, ist aber von dem bedeutenden Auftrag zugleich so euphorisiert, dass er Thurmans Absichten nicht weiter in Frage stellt und sich sogleich an die Planung des Baus begibt. Allerdings ahnt Donald Keene zu diesem Zeitpunkt noch nicht, zu welchem Zweck der Senator tatsächlich den gigantischen unterirdischen Komplex bauen lassen will und welchem verheerenden Schicksal die Menschheit entgegensteuert…
Die Vorgeschichte zu Hugh Howeys Dystopie „Silo“
Bereits 2011 sorgte der Amerikaner Hugh Howey mit dem in mehreren Teilen veröffentlichten Science-Fiction-Roman „Wool“ für Aufsehen, im letzten Jahr erschien das Gesamtwerk unter dem Titel „Silo“ dann auch in Deutschland. Das Buch konnte mich damals zwar mit seinem Setting überzeugen, die flachen Charaktere und die häufig langatmige Story sorgten aber leider für Ernüchterung. Nun ist mit „Level“ der zweite Teil der Trilogie erschienen und trotz meiner Skepsis kam ich dann doch nicht umhin, Hugh Howeys Reihe noch eine zweite Chance zu geben. Das lag vor allem darin begründet, dass „Level“ zugleich auch als Prequel fungiert und einen Blick auf die Entstehung der gigantischen unterirdischen Silos verspricht. Und da der Schauplatz mich nun einmal am Vorgängern am meisten fasziniert hat, reichte dieses Tatsache dann aus, um mich ein weiteres Mal tief unter die Erdoberfläche zu begeben – am Ende leider mit einem ähnlich enttäuschenden Ausgang.
Hintergründe, die nicht immer plausible wirken
Dabei beginnt „Level“ zunächst einmal so wie erhofft: Die Geschichte (die in „Silo“ einige Jahrhunderte in der Zukunft spielte) springt zurück in das Jahr 2049, wo ein Senator den Bau der riesigen Rückzugsorte anordnet – alles zurück auf Anfang also. Was den Politiker zu diesem Vorhaben, das immerhin immense finanzielle Ausgaben verschlingt, treibt, bleibt zunächst noch im Unklaren, mit dem Wissensstand des Vorgängerromans ahnt man als Leser jedoch bereits, dass die Menschheit zu diesem Zeitpunkt offenbar nicht gerade einer besonders rosigen Zukunft ins Auge blickt. Da mich die Gründe für die überwiegende Auslöschung der menschlichen Spezies und das Einigeln in den Untergrund an Universum mit Abstand am meisten interessiert haben, habe ich große Hoffnungen in die Kapitel dieser Zeitebene gesetzt – die dann aber größtenteils enttäuscht wurden. Je mehr ich über die Hintergründe erfahren habe (was so viel dann leider auch nicht ist…), desto mehr verflog meine Neugier: Für mich fühlt sich Howeys Erklärung für den Untergang der Menschheit schlicht nicht glaubwürdig an und es tun sich beim Lesen einfach zu viele zwangsläufige Fragen auf, die vom Autor kaum oder nur unzureichend beantwortet werden – z.B. danach wie ein gewöhnlicher Senator so viel Macht an sich reißen und über ein derart gewaltiges Vorhaben scheinbar willkürlich entscheiden kann.
Erneut enttäuschend profillose Charaktere
Zudem hat „Level“ (wenig überraschend) das gleiche Problem wie sein Vorgängerroman, nämlich die ziemlich schwache Charakterzeichnung. Die Figuren in Howeys Universum sind nicht viel mehr als Namen und haben kaum Profil, das sie auch nur annähernd als individuelle Wesen mit eigenem Verstand wirken lassen könnte. Erneut konnte ich zu keinem der Charaktere auch nur ansatzweise eine Bindung aufbauen, ich konnte ihr Verhalten nicht nachvollziehen und habe für die als Helden auserkorenen Figuren leider auch keine Sympathien empfunden. Gerade die vermeintliche Identifikationsfigur Donald Keene ist eine einzige Enttäuschung und nicht mehr als eine willenlose und weinerliche Marionette, der vor der bitteren Realität nur allzu bereitwillig die Augen verschließt. Und weil die Charaktere nun einmal so beliebig und austauschbar sind, ist es im Endeffekt dann auch mehr oder weniger egal, was mit ihnen passiert – sowas ist für die Spannung nun einmal schlicht tödlich.
Ein Prequel, das unter den gleichen Problemen wie „Silo“ leidet
Dabei tut es mir wirklich ein wenig leid, dass ich mit Hugh Howeys Werk so wenig anfangen kann. Ich finde die Ausgangsidee nach wie vor toll und mag es grundsätzlich auch, wie der Autor seine Geschichte auf mehreren Zeitebenen aufzieht und immer wieder kleine Details erwähnt, die sich dann zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt aus einer anderen Sichtweise mit neuen Hinweisen verknüpfen lassen. Zudem verarbeitet Howey beim Setting so viele gute und wirklich interessante Einfälle und Ansätze, dass ich mir wirklich gewünscht habe, dass das Gesamtkonstrukt funktioniert – das tut es aber für mich alleine schon deshalb nicht, weil sich zwischendurch zu viele Logiklöcher auftun und es dem Epos einfach an Helden fehlt, mit denen man sich durch das Abenteuer kämpfen will. Ich würde es aber auch nicht völlig ausschließen, dass ich dann auch beim dritten Band wieder mit von der Partie bin – irgendwie kann ich mich von dem Szenario immer noch nicht ganz lösen und jetzt stecke ich schon so weit in der Geschichte, dass ich dann doch wissen will, wie alles endet. Nicht zuletzt überzeugt zudem auch Peter Bieringer wieder als sehr guter Sprecher der Hörbuchversion, was mich dann auch wieder für Band 3 motivieren könnte…
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: | |
Sprecher: |
6/10