Tags: Dystopie, Ethik, Kira Walker, Konflikt, Krieg, Long Island, Moral, New York, Partials, Trilogie, Virus, Wissenschaft
Genre: Science Fiction
Der Konflikt zwischen Partials und Menschen spitzt sich immer mehr zu: Zwar sind die künstlich erzeugten Kämpfer den letzten verbliebenen Menschen zahlenmäßig deutlich überlegen, doch beide Parteien befinden sich in der heiklen Zwickmühle, dass sie ohne die andere Seite auf lange Sicht nicht überleben werden. Während die Menschheit immer noch kontinuierlich durch das RM-Virus dezimiert wird, steuern die Partials unaufhaltsam auf ihr Ablaufdatum zu. Verbissen suchen die verfeindeten Lager nach einer Lösung für die drohende Auslöschung ihrer Rasse, was zudem dadurch erschwert wird, dass sowohl Partials als auch die Menschen in viele kleine Grüppchen zersplittert sind, die verbissen ihren Standpunkt verteidigen und sich wenig kompromissbereit zeigen. Mitten in diesem Chaos befindet sich auch Kira Walker, die weiterhin die Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz anstrebt – doch mit jedem neuen Tag ohne einen Durchbruch in der Partials-Forschung rückt der ultimative Krieg zwischen Partials und Menschen immer näher…
Kommt es zum ultimativen Krieg zwischen Partials und Menschen?
Bei „Ruins“, dem dritten Band der Partials-Trilogie von Dan Wells, ist der Name Programm, denn nicht nur die Schauplätze sind inzwischen von dem seit Jahren schwelenden Konflikt schwer gezeichnet und bieten ein Bild der Zerstörung – auch die beiden Kriegsparteien selbst bestehen nur noch aus den traurigen Überbleibseln ihrer zuvor so stolzen Rassen. Von der Menschheit sind nur noch wenige Zehntausende übrig geblieben und auch die Anzahl der Partials ist inzwischen auf weniger als eine halbe Million geschrumpft. Auf dem Papier dennoch ein klarer Vorteil für die von den Menschen erzeugten Kampfmaschinen, doch durch das Bewusstseins ihres Ablaufdatums macht sich auch bei den Partials Unsicherheit breit. So befindet sich der Krieg zwischen Partials und Menschen zu Beginn des Abschlussbandes an einem äußerst heiklen Zeitpunkt. Keine der Parteien hat noch die volle Kontrolle über ihre jeweiligen Splittergruppen, jede Seite ist in viele kleine Lager mit unterschiedlich radikalen Plänen zerfallen und so regiert in und um New York das Chaos. Die Ausgangslage ist dabei klar: Können sich die Feinde nicht auf ein friedliches Miteinander einigen und so in einer Symbiose ihr gegenseitiges Überleben sichern, werden früher oder später sowohl Partials als auch die Menschheit dem Untergang geweiht sein – unabhängig vom Ausgang der letzten Schlacht.
Viele Charaktere, viele Schauplätze, wenig Fortschritt
Wie zerfahren die Situation ist, macht sich auch in den im dritten Band nun sehr wild verteilten Handlungssträngen bemerkbar: Die inzwischen sehr umfangreiche Anzahl an Haupt- und Nebenfiguren hat sich in fast genauso viele kleine Gruppen zerschlagen, sodass Dan Wells zwangsläufig von Kapitel zu Kapitel zwischen den verschiedenen Erzählperspektiven hin- und herspringen muss. Daraus ergibt sich aber das Problem, dass die Geschichte selbst nur relativ langsam vorankommt, weil die gleiche Zeitspanne immer aus so vielen Sichtweisen geschildert werden muss, dass man in der imaginären Zeitleise ein wenig auf der Stelle tritt. Dazu kommt noch, dass die Charaktere sich auch in den Konflikten bezüglich ihrer Vorgehensweise immer ein wenig im Kreis drehen. So pocht jeder stur auf seinen Vorschlag als einzig wahre Lösung zum Beenden des Krieges, doch wirklich einig sind sich die Figuren so gut wie nie. Das Spannende an diesen Diskussionen ist wie schon in den Vorgängern die Debatte um Ethik und Moral und die Auseinandersetzung mit der Frage, wie weit man für den Erhalt der eigenen Rasse gehen darf und welche Opfer für ein Überleben der Allgemeinheit vertretbar sind.
Guter, aber etwas vorhersehbarer und unspektakulärer Abschluss der Reihe
Insgesamt fällt die Geschichte leider auch ein wenig vorhersehbar aus. Die von Wells geplanten Wendungen lassen sich meist schon immer ein paar Kapitel zuvor erahnen, sodass der Überraschungseffekt häufig ein wenig verpufft. Trotzdem muss man aber auch konstatieren, dass die Story keinesfalls langweilig ist, dafür passiert an den vielen verschiedenen Fronten dann doch einfach zu viel. Das Problem bei „Ruins“ war für mich ganz einfach das, dass der Autor durch die vorangehende Entwicklung des Konflikts schon recht früh auf einen bestimmten Abschluss der Trilogie festgelegt wurde, da die verzwickte Situation der verfeindeten Lager einfach nicht allzu viele Möglichkeiten lässt. So ist das Ende dann zwar konsequent und auch schlüssig, lässt aber auch ein bisschen den ganz großen und erhofften Knalleffekt vermissen. Natürlich muss im letzten Buch auch die Dreiecksbeziehung zwischen Kira, Marcus und Samm zu einem Abschluss gebracht werden, hier muss man Dan Wells fast schon ein wenig dankbar sein, dass er seinen Lesern das ganz große Drama erspart und diesen Handlungsstrang weitestgehend kitschfrei beendet. Alles in allem ist „Ruins“ somit ein guter Abschluss der Partials-Reihe, ich hatte mir aber ehrlich gesagt ein bisschen mehr erwartet – so bleibt der dritte Band für mich leider ein wenig hinter den beiden Vorgängern zurück.
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Charaktere: | |
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7/10