Tags: Anschläge, Armee, Dystopie, Jugendliche, Superkräfte, Terrorismus, Virus
Genre: Science Fiction
Die Vereinigten Staaten von Amerika werden von einer verheerenden Terrorwelle überschwemmt: Überall im Land verüben Terroristen Anschläge auf wichtige Punkte des Verkehrsnetzes oder Gebäude und Wahrzeichen mit hoher Symbolkraft und hinterlassen ein schreckliches Bild der Zerstörung, das Tausende von Todesopfern fordert. Hinter den blutigen Attacken stecken jedoch keine ausländischen Terrorzellen, vielmehr lauert der Feind in den eigenen Reihen, denn für die Anschläge zeichnet sich ein Netz aus kleinen Gruppen von Teenagern verantwortlich. Diese sind offenbar mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet und nutzen diese allein dazu, die USA ins Chaos zu stürzen. Ursache für die Superkräfte scheint ein mysteriöser Virus zu sein, der immer mehr Jugendliche befällt und diese damit zu gefährlichen Waffen macht, denen das Land scheinbar schutzlos ausgeliefert ist…
Jugendliche als skrupellose Super-Terroristen
Robison Wells „Blackout“ überrascht gleich zu Beginn mit ungewöhnlichen Hauptfiguren, denn bei den drei Teenagern Dan, Alec und Laura handelt es sich nicht um ganz normale 08/15-Charaktere einer üblichen YA-SciFi-Dystopie, sondern um nichts geringeres als um skrupellose Terroristen, die gerade im Begriff sind, einen Damm im Grand Canyon zu sabotieren – ein Anschlag, der mindestens 50.000 Menschen das Leben kosten wird. Obwohl die Motivation für diesen unmenschlichen Akt unerklärt bleibt, sorgt alleine schon die verstörende Begeisterung des Trios für die Gräueltat dafür, dass die drei nicht gerade die allerhöchsten Sympathiewerte einfahren dürften. Zum Glück gibt es da aber noch Aubrey und Jack, zwei weitere Jugendliche, die auf den ersten Blick ein gewöhnliches Teenie-Leben in einer gewöhnlichen amerikanischen Kleinstadt führen – doch auch hier trügt der Schein, denn wie schon die Terrorgruppe um Dan, Alec und Laura verfügt auch Aubrey über eine schier unglaubliche Fähigkeit: Sie kann sich unsichtbar machen.
Originelles Setting, jedoch mit zu wenig Hintergrund
„Blackout“ liegt nämlich eine durchaus originelle Ausgangsidee zugrunde: In den USA greift ein geheimnisvolles Virus um sich, das ausschließlich Jugendliche zu befallen scheint und dazu führt, dass diese plötzlich über außergewöhnliche Kräfte verfügen. Neben Aubreys erwähnter Tarn-Fähigkeit kann Alex so z.B. die Gedanken anderer Menschen manipulieren, Dan scheinbar mühelos Gestein verformen und Laura zeichnet sich durch übermenschliche Stärke aus. Und wie viele andere derart gesegnete Jugendliche haben zumindest letztere eben offenbar nichts besseres zu tun, als mit ihren Kräften möglichst viel Schrecken zu verbreiten. Über die Motivation hinter den Anschlägen schweigt sich Robison Wells jedoch aus, und das ist auch leider eine der Schwachstellen seines Romans. Man vermisst beim Lesen einfach die ein oder andere Erklärung zu den Hintergründen seines Settings und wie es beispielsweise zu dem Aufbau dieses seltsamen Terrornetzes gekommen ist.
Spannend erzählt, aber bisher noch mit zu wenigen Höhepunkten
Nichtsdestotrotz beweist Wells nach seiner „Variant“-Dilogie ein weiteres Mal, dass er in der Lage ist, spannende Geschichten zu erzählen. Sein Schreibstil ist sehr eingänglich, man fliegt beim Lesen förmlich durch die Seiten und es passiert eigentlich auch immer genug, um keinen Anflug von Langeweile aufkommen zu lassen. Man merkt aber mit der Zeit einfach, dass „Blackout“ nur der Auftakt einer Reihe bestehend aus zwei Romanen und einer Novella ist und als eigenständiges Buch schlicht nicht funktioniert, denn gerade wenn es in der Geschichte richtig interessant wird und das Vorgeplänkel vorbei scheint, ist das Buch auch schon wieder vorbei – und wäre da nicht der allerletzte Satz (fieser Cliffhanger!), würde das ansonsten eher etwas lahme Ende wohl hauptsächlich enttäuschte Gesichter hinterlassen.
Guter Auftakt, der aber noch Luft nach oben lässt
Die Weichen für eine spannende Fortsetzung sind somit zwar gestellt, für den zweiten Teil der Geschichte muss Robison Wells meiner Meinung nach aber noch eine Schippe drauflegen. Ich erwarte von „Dead Zone“ einfach mehr Erklärungen zu den Hintergründen des Szenarios, deutlich mehr Tiefgang bei den bisher noch zu blassen Charakteren und zudem mehr von den Überraschungen und Storytwists, die Wells‘ „Variant“-Bücher so spannend gemacht haben, denn auch in diesem Punkt war die Handlung für mich schlicht zu geradlinig. Dennoch: Die Idee ist gut, die verschiedenen Fähigkeiten der Jugendlichen meist ziemlich cool und die Geschichte wird flott und spannend erzählt. Somit ist „Blackout“ insgesamt ein guter Auftakt, der aber noch Luft nach oben lässt.
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Charaktere: | |
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7/10