Stand New York früher unter der Kontrolle der Mafia, so haben nun ähnlich organisierte Vampir-Gangs die Macht im „Big Apple“ übernommen und beherrschen die Stadt aus dem Untergrund heraus. Zu diesem Netzwerk gehört auch Chase Blood, ein junger Verlierer-Typ und Schläger, der von einem der Vampirfürsten zum Blutsauger gemacht wurde und nun als Handlanger und Mann fürs Grobe für den Clanführer arbeitet, der große Ambitionen verfolgt und sich an die Spitze der Machthierarchie in New York setzen will. Allerdings funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den beiden eher schlecht als recht, sodass sich Chase schon bald von seinem Herren gejagt sieht und zudem mitten in einen unerbittlichen Bandenkrieg gerät…
„Gangs of New York“ mit Vampiren
Nach den anstrengenden und meist ermüdenden Klassiker- und Gratis-Hörbüchern der letzten Wochen war „Blood Empire“ von John Devlin nun tatsächlich die letzte verbliebene SuB-Leiche in meiner einst so großen Hörbuch-Bibliothek. Nun sind Vampir-Geschichten zwar nicht gerade meine große Leidenschaft, immerhin handelt es sich hier aber nicht um die übliche Teenie-Schmonzette, sondern um einen als „Vampir-Schocker“ angepriesenen Horror-Roman – außerdem hat „Das Blutreich“, die erste von sechs erhältlichen Folgen der Saga, mit nur rund drei Stunden Laufzeit immerhin eine erträgliche Länge. Und der Klappentext klingt ja auch gar nicht mal so schlecht und verspricht eine spannende „Gangs of New York“-Version mit Vampiren und brutalen Bandenkriegen „mit Biss“.
Unübersichtliche Story, austauschbare Charaktere
In der Geschichte selbst sieht das dann jedoch leider nicht mehr so prickelnd aus, denn insgesamt ist die Handlung und die Figurenkonstellation doch sehr unübersichtlich. Man weiß nie so richtig, wer nun eigentlich zu wem gehört, wer welche Pläne verfolgt und wer es gerade auf welchen Kontrahenten abgesehen hat. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Charaktere völlig beliebig sind und sich eigentlich nur durch den jeweiligen Namen unterscheiden – im Prinzip läuft es dabei ohnehin auf ein „Jeder gegen jeden“ hinaus, bei dem man sich aufgrund der fehlenden Charaktertiefe aber mit keiner der Parteien wirklich identifizieren kann. Das ist für die Geschichte absolut tödlich, denn wenn einem beim Hören völlig egal ist, welche Figur erfolgreich aus den Bandenkämpfen hervorgeht, so ist das für die Spannung natürlich nicht gerade förderlich. Zudem kommt auch der Vampirfaktor viel zu kurz, denn während der ersten zwei Drittel der Handlung könnte „Blood Empire“ auch eine ganz gewöhnliche Mafia-Story sein.
Lahmer Vampir-Horror, der sich nicht mal als amüsanter Trash eignet
Auch was den Schreibstil betrifft ist „Das Blutreich“ sicherlich keine Offenbarung, bewegt sich aber noch im Rahmen des erträglichen. Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall Sprecher Dirk Stasikowski, der sich mit seiner Lesung zwar nicht in die oberste Sprecher-Riege katapultiert, der seine Sache aber durchaus ordentlich macht. Etwas mehr Variation bei den einzelnen Charakteren wäre zwar wünschenswert gewesen, aber was will man groß machen wenn die Geschichte selbst schon kaum einen Unterschied zwischen den jeweiligen Figuren macht? Alles in allem ist der Auftakt der „Blood Empire“-Reihe also nichts, was man sich unbedingt auf seinen iPod packen müsste. Die Story ist öde und wirr, die Charaktere flach und richtigen Biss hat das Ganze auch nicht – wenn es wenigstens unterhaltsamen Trash bieten würde, aber auch dafür gibt die Geschichte einfach zu wenig her. Wer düstere Vampirgeschichten abseits der „Twilight“-Reihe sucht, sollte sich lieber einmal Guillermo del Toros „The Strain“-Trilogie anschauen – spielt auch in New York und bietet eine deutlich packendere Story mit interessanten Charakteren.
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: | |
Sprecher: |
4/10