Partials_Rezi

Sie wurden von der Menschheit geschaffen, um für diese im Krieg als unbesiegbare Killer-Maschinen zu kämpfen: Die Partials, künstlich erzeugte Menschen, die als perfekte Krieger konzipiert wurden. Doch nachdem die Roboter ihre eigentliche Aufgabe erfüllt hatten, wendeten sich die Partials gegen ihre Schöpfer und erklärten der Menschheit den Krieg – mit verheerenden Folgen für die Weltbevölkerung: Der von den Partials freigesetzte RM-Virus hat die gesamte menschliche Population von sieben Milliarden auf wenige Zehntausende schrumpfen lassen, und die wenigen Überlebenden, die gegen die tödliche Seuche immun sind, haben sich in New York auf die Insel Long Island zurückgezogen. Auch wenn inzwischen seit 11 Jahren keine Partials mehr gesichtet wurden, ist die menschliche Rasse dennoch akuter denn je vom Aussterben bedroht, denn seit der Freisetzung des Virus wurde kein gesunder Mensch mehr geboren – alle Babys sterben innerhalb der ersten 72 Stunden nach der Geburt. Die 16-jährige Sanitäterin Kira Walker setzt alles daran, ein Heilmittel für die Seuche zu finden – und schreckt dabei auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurück…

Erschreckend hoffnungsloses Szenario

Dan Wells benötigt in seinem Young-Adult-Roman „Partials“ genau einen Abschnitt, um die Dramatik seines dystopischen Szenarios auf den Punkt zu bringen:

„Newborn #485GA18M died on June 30, 2076, at 6:07 in the morning. She was three days old. The average lifespan of a human child, in the time since the Break, was fifty-six hours.“ (S. 1)

 

Seit dem Partials-Krieg, in dem sich die von Menschen erschaffenen Kriegsmaschinen gegen ihre eigenen Schöpfer wendeten, kämpft die Menschheit verzweifelt um den Erhalt ihrer Rasse. Ein Virus hat mehr als 99% der Bevölkerung dahingerafft und die ohnehin schon erschreckend geringe Anzahl an Überlebenden wird von Tag zu Tag weniger, weil kein Neugeborenes gegen die Seuche immun ist. Diese auswegslose Situation hat die Anführer der verbliebenen Kolonie auf Long Island zu drastischen Maßnahmen verleitet: So müssen alle Mädchen unmittelbar nach Erreichen ihres 18. Lebensjahres schwanger werden, um die Hoffnung auf ein immunes Kind am Leben zu halten. Allerdings hat seit Jahren kein Baby die ersten drei Tage überlebt und die Massenproduktion neuer (zu einem frühen Tod verurteilten) Menschen liefert so lediglich neue Daten für eine Statistik des Grauens. Ich habe nun wirklich schon einige Dystopien gelesen, aber selten fand ich ein Szenario so bedrückend wie bei Dan Wells‘ Auftakt seiner Partials-Trilogie. Vor allem dass praktisch noch Kinder vom Gesetz her zu einem Dasein als reine Gebärmaschinen verurteilt werden, obwohl dieses Vorgehen nachweislich völlig sinnlos ist, fand ich schon ziemlich erschreckend.

Ausgewogene Mischung aus Action und Spurensuche

Generell hat mir beim Lesen gut gefallen, dass der Autor trotz des vom Grundprinzip her eher typischen Aufbaus seiner Geschichte genug Mittel gefunden hat, sich von den anderen Genrevertretern abzuheben. Zwar haben die Partials aufgrund ihres sehr menschenähnlichen Auftretens bei mir recht früh ein wenig ihres Schreckens eingebüßt, dennoch konnte mich Dan Wells aber jederzeit an die Geschichte fesseln. Das liegt auch an der sehr ausgewogenen Mischung aus Action und Spurensuche, bei der sich gefährliche Ausflüge in Partials-Territorium inmitten der zerstörten Überreste New Yorks immer wieder mit Kiras Nachforschungen abwechseln. Gerade diese verzweifelte Suche nach einem Heilmittel fand ich sehr faszinierend und interessant, auch wenn die Studien der Protagonisten schon ein wenig oberflächlich geschildert sind und man sich zwischenzeitlich auch fragt, warum ausgerechnet eine 16-Jährige Probleme löst, an denen sich renommierte Wissenschaftler zuvor jahrelang die Zähne ausgebissen haben.

Klischeefreie und nachvollziehbar agierende Charaktere

Überzeugen kann Dan Wells auch mit seinen Charakteren, die für ihr Alter erstaunlich reif wirken und sich damit wohltuend von den typischen Teenie-Klischees abheben. Man hat bei Kira Walker eigentlich nie das Gefühl, es mit einer 16-Jährigen zu tun zu haben, sondern mit einer jungen Frau, die sich der ernsten Lage der Menschheit jederzeit voll bewusst ist und ihr persönliches Wohl dafür ohne Zögern zurückstellt – egal ob dies nun eine lebensgefährliche Mission oder die Beziehung zu ihrem Freund betrifft. Auch in letzterem Punkt ist „Partials“ erfrischend anders, denn Dan Wells erspart seinen Lesern nervige Klischees wie die gern gewählte Liebe auf den ersten Blick: Kira ist zu Beginn der Handlung schon einen Schritt weiter und hat mit Marcus bereits einen Partner gefunden – statt kitschigen Schwärmereien gibt es hier also vielmehr neckische Dialoge und ein in weiten Teilen einfach gut harmonisierendes Duo. Spannend ist auch, dass es in „Partials“ eigentlich keine von Grund auf bösen Charaktere gibt, sondern die kontroversen Standpunkte und Aktionen der verschiedenen Parteien in der Regel allesamt nachvollziehbar sind. Das alles macht das Buch zu einer wirklich guten Dystopie, deren spannende Story definitiv Lust auf die beiden Fortsetzungen macht.

Partials
  • Autor:
  • Deutscher Titel: Aufbruch: Partials I
  • Reihe: Partials #1
  • Umfang: 468 Seiten
  • Verlag: Balzer + Bray
  • Erscheinungsdatum: 28. Februar 2012
  • Preis Geb. Ausgabe 13,10 €/eBook 5,14 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
8/10
Fazit:
Spannender und interessanter Triologie-Auftakt, der sich mit einigen guten Ideen wohltuend vom Genre-Einheitsbrei abhebt.

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6 Antworten zu diesem Beitrag

  • Hallo Sebastian!
    Wow, deine Rezension überzeugt! Ich hatte das Buch schon mehrmals auf der Einkaufsliste, aber gekauft habe ich es bis heute nicht. Also setze ich es wieder einmal auf die Einkaufsliste, denn deine Meinung zum Buch überzeugt!
    Dir einen schönen Lesemonat Mai und liebe Grüße, Iris

    • Wenn du gerne Dystopien liest, solltest du dir das auf jeden Fall mal anschauen! Ich fand den zweiten Band sogar noch ein bisschen besser und habe den dritten auch schon hier liegen 😉

      Dir ebenfalls einen erfolgreichen Mai und einen schönen Sonntag!

  • Hab mir damals das Hörbuch direkt bei audible geholt. Als besonders intensiv hab ich noch den Streifzug durch das mit Natur überwucherte New York in Erinnerung. Allerdings fand ich es insgesamt ’nur‘ durchschnittlich, da mir zusehends Kira auf die Nerven ging. Sie kam mir irgendwie so …weinerlich vor. Mag aber auch am HÖRbuch gelegen haben!

    • Komisch, mir kam die Hauptfigur beim Lesen ziemlich erwachsen und so gar nicht weinerlich vor, vielleicht liegt das also wirklich an der Sprecherin 😀

  • Klingt auf jeden Fall spannend. Interessant, dass die Story auch nicht so wischiwaschi ist, wie bei so vielen Büchern dieser Art, die in letzter Zeit erschienen.

    • Ich finde die Story wirklich gut, vor allem wird es im zweiten Band auch ziemlich tiefgründig und kontrovers und hebt sich meiner Meinung nach dadurch deutlich von den ganzen 08/15-Dystopie ab.