Cover des Buches Dornröschenschlaf von Alison Gaylin
Autorin: Alison Gaylin
Umfang: 464 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 23. August 2012

Inhalt:
Was würdest du tun, wenn du nicht vergessen kannst? Wenn du nicht weißt, wo deine Liebsten sind? Wenn jede Erinnerung dich zum schrecklichsten Moment deines Lebens führt? Seit der Entführung ihrer Schwester vor vielen Jahren leidet die Privatdetektivin Brenna Spector unter einem seltenen Phänomen: Sie kann sich mit allen Sinnen an jede Situation erinnern. Jeden vergangenen Moment zu sehen, zu hören und zu riechen ist ein Segen in ihrem Beruf, aber eine Qual in ihrem Leben. Vor allem, als Brennas neuester Fall zu einem vermissten Mädchen führt ,das auf die gleiche Art verschwand wie ihre eigene Schwester …

Mein Leseeindruck:
Carol Wentz lebt seit Jahren mit schweren Schuldvorwürfen, die sie sich selbst auferlegt hat. Damals ist die sechsjährige Iris Neff, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, verschwunden – bzw. Carol hat sie verschwinden lassen, wie sie es selbst ausdrückt. Ob sie wirklich aktiv daran beteiligt ist oder nur – wie durch einen kurzen Rückblick auf ein Grillfest angedeutet – nicht ausreichend auf das Mädchen aufgepasst hat, bleibt in der Leseprobe offen. Sie scheint auch die einzige zu sein, die ihr eine Schuld an Iris‘ Verschwinden gibt, denn in ihrer Nachbarschaft ist sie aufgrund ihrer fast schon übertriebenen Hilfsbereitschaft sehr beliebt. Carol betrachtet diesen Einsatz jedoch vielmehr als Buße für ihre Schuld. Zudem sucht sie heimlich mithilfe von Privatdetektiven nach Hinweisen auf das verschwundene Mädchen und treibt sich nachts in Chatrooms herum, in denen Familienmitglieder von vermissten Personen eine Art anonyme Selbsthilfegruppe gegründet haben. Dort gibt sie sich als Mutter von Iris Neff aus und bekommt den Hinweis auf die Privatdetektivin Brenna Spector, die sich auf die Suche nach Vermisste spezialisiert habe.

Die quälende Suche nach lange vermissten Personen

In der nächsten Szene erleben wir eben diese Brenna Spector bei der Arbeit, wie sie in Las Vegas gerade einen tot geglaubten Mann ausfindig gemacht hat. Dieser ist angeblich vor Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, doch dessen besorgte Ehefrau glaubte nicht an den Tod ihres Mannes – mit Recht, wie sich herausstellt. Während Brenna dem „Toten“ in einer Bar auf den Zahn fühlt, erlebt sie immer wieder kurze Flashbacks an ihre Zeit als Kind. Damals nahm sie an einem psychologischen Forschungsprojekt teil, da sie vom sogenannten Hyperthymestischen Syndrom betroffen ist. Das bedeutet, dass sie sich mit all ihren Sinnen an Ereignisse der Vergangenheit erinnern kann und diese bis ins kleinste Detail immer wieder nacherlebt. Dieses Phänomen geht offenbar auf ein traumatisches Erlebnis zurück, denn als Brenna elf Jahre alt war ist ihre große Schwester Clea spurlos verschwunden…

Brenna Spector – Privatdetektivin mit außergewöhnlicher „Begabung“

Die Autorin Alison Gaylin macht es dem Leser in dem ausgewählten Textauszug nicht gerade einfach. Besonders der Prolog über Carol Wentz ist eher anstrengend als unterhaltsam, da Gaylin in ihrer Erzählung immer wieder Zeit- und Gedankensprünge macht und so kein richtiger Fluss in die Szene kommen will. Nach der sehr holprigen Episode um die verschwundene Iris wird es aber besser, vor allem die heimlichen Recherchen sorgen für erste Spannung. Das Kapitel mit Brenna Spector ist ähnlich aufgebaut: Auch hier gibt es immer wieder Rückblenden auf die Psychotherapie der Detektivin, die durchgehend etwas Unangenehmes und Bedrohliches haben. Es gibt aber vor allem zwei Aspekte, die mich bei dieser Leseprobe neugierig gemacht haben. Zum einen die besondere Fähigkeit Brennas, von der ich zuvor noch nie etwas gehört habe und die der Hauptfigur gleich etwas Einzigartiges verleiht. Zum anderen erhalten sowohl Carol als auch Brenna zum Ende ihrer Szene jeweils geheimnisvolle Anrufe, welcher besonders in Carols Fall äußerst beunruhigend ausfällt.

Holprige und mühsame Erzählweise, aber vielversprechende Hauptfigur

Von der Erzählweise der Autorin bin ich aufgrund der sehr sprunghaften ersten beiden Kapitel noch nicht ganz überzeugt, doch die Detektivin Brenna hat durch ihr Syndrom ein enormes Potenzial, das von Alison Gaylin im späteren Verlauf hoffentlich ausgeschöpft wird. Auch die Storyansätze klingen vielversprechend, sodass man „Dornröschenschlaf“ durchaus mal im Hinterkopf behalten sollte.

Meine Prognose: 3/5

Informationen:
„Dornröschenschlaf“ von Alison Gaylin erscheint am 23. August 2012 im Ullstein Taschenbuch Verlag, hat einen Umfang von 464 Seiten und wird 9,99 € kosten.

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