Autor: Stephen King
Sprecher: David Nathan
Länge: 41 Std. 10 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Chester’s Mill ist eine ganz normale amerikanische Kleinstadt. Alles geht hier seinen Gang, nichts ist irgendwie außergewöhnlich. Dann kommt plötzlich der Tag, an dem sich ein unsichtbares Kraftfeld in Form einer Kuppel über Chester’s Mill stülpt und die Stadt vom Rest der Welt abtrennt. Flugzeuge zerschellen daran und fallen als brennende Trümmer vom Himmel, Tiere werden zweigeteilt, Menschen, die gerade in Nachbarorten unterwegs sind, werden von ihren Familien getrennt, und Autos explodieren, wenn sie auf die mysteriöse Barriere prallen.
Was genau dieses mysteriöse und grausame Kraftfeld ist, woher es kommt und ob es wieder verschwindet, keiner kann diese Fragen beantworten. Doch eines ist sicher:
Es gibt kein Entrinnen, die Bevölkerung von Chester’s Mill ist eingesperrt, niemand kann fliehen.
Je mehr die Vorräte zur Neige gehen, desto stärker tobt der bestialische Kampf um blankes Überleben in dieser unerwünschten Arena …

Meine Hörbuchbesprechung:
Der 21. Oktober beginnt im kleinen 2.000-Seelen-Ort Chester’s Mill in Maine wie ein gewöhnlicher Herbsttag, doch schon wenige Stunden später ist dort nichts mehr wie es war und die Stadt steht im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit. Wie aus dem Nichts senkt sich nämlich plötzlich eine riesige unsichtbare Kuppel über Chester’s Mill und trennt die Einwohner radikal von der Außenwelt. Wer sich unglücklicherweise zum Zeitpunkt des Ereignisses genau auf der Grenze befindet, der kommt im besten Fall noch mit dem Verlust einzelner Körperteile davon, wie eine Hobbygärtnerin, deren Hand von der Kuppel abgetrennt wird. Andere haben noch weniger Glück, so kommt es unter anderem zu fatalen Flugzeugabstürzen und Autounfällen.

Eine riesige unsichtbare Kuppel trennt eine Kleinstadt von der Außenwelt ab

Während die Bewohner nach dem ersten Schock mit der neuen Situation umzugehen versuchen, die Schäden feststellen und sich neu organisieren, rückt auch das Militär bis an die Grenze der Kuppel vor. Das Gebiet um den sogenannten „Dome“ wird weiträumig abgeriegelt und die Kommunikationswege zwischen der Stadt und der Außenwelt zur besseren Informationskontrolle weitestgehend abgeschnitten. Die US-Streitkräfte suchen fieberhaft nach der Ursache und einer Lösung des Problems und schrecken auch nicht vor dem Einsatz gefährlicher Waffen zurück, doch alle eingesetzten Mittel bleiben ohne Erfolg. In Chester’s Mill selbst übernimmt nach dem Tod des Polizeichefs der mächtige Stadtverordnete „Big Jim“ Rennie – ein gerissener Gebrauchtwagenhändler mit hohen Ambitionen – das Kommando und reißt die Befehlsgewalt an sich. Dabei schreckt er vor keinem Mittel zurück, um seine Autorität zu festigen und lässt unter anderem eine Gruppe gewaltbereiter Halbstarker als neue Hilfspolizisten auf die Bevölkerung los. Nur eine kleine Gruppe furchtloser Widerständler setzt sich unter Einsatz ihres Lebens zur Wehr und sucht nach innerhalb der Kuppel nach einem Ausweg…

Stephen King startet ausnahmsweise direkt direkt mit einem Paukenschlag

Die Werke von Bestseller-Autor Stephen King zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass der Schriftsteller seine Geschichten eher bedächtig und gemächlich aufbaut – das ist hier definitiv anders. Bereits nach wenigen Minuten saust besagte Kuppel auf Chester’s Mill herunter und sorgt für blutiges Chaos. Flugzeuge und Autos zerschellen an der unsichtbaren Wand, Körperteile werden abgetrennt und selbst ein sorgloses Murmeltier muss auf unappetitliche Weise dran glauben. Nach diesem aufregenden Beginn geht es aber in gewohnter King-Manier weiter: Durch muntere Szenenwechsel werden nun erst einmal die wichtigsten Personen eingeführt und man muss wie immer höllisch aufpassen, damit man die vielen Charaktere gleich am Anfang schon auseinanderhalten kann (bei mir hat es aber trotzdem wie immer etwas gedauert, bis das einigermaßen funktioniert hat…).

Ein tyrannischer Stadtrat gegen einen gewissenhaften Ex-Soldaten

Hervorzuheben wären zum Beispiel der Irak-Krieg-erfahrene ehemalige Soldat Dale „Barbie“ Barbara, der in Chester’s Mill als Aushilfskoch sein Geld verdiente und nach ein paar unangenehmen Vorfällen eigentlich gerade dabei war, die Kleinstadt hinter sich zu lassen, bis die gigantische Barriere ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Nach der ersten Aufregung wird ihm dann von allerhöchster Stelle auch noch eine besondere Aufgabe zugeteilt: US-Präsident Barack Obama reaktiviert den erfahrenen Soldaten und erteilt ihm die Befehlsgewalt über den Bereich innerhalb des „Dome“, zudem soll er in dieser Funktion die Verbindung zum Militärpersonal außerhalb der Kuppel halten und regelmäßig Bericht erstatten. Unterstützung findet er in Julia Shumway, einer selbstbewussten und ehrgeizigen Reporterin, der die Methoden des Stadtverordneten Rennie schon länger ein Dorn im Auge sind. Damit wären wir auch schon bei der nach Dale Barbara wohl wichtigsten Figur der Geschichte: Während „Barbie“ die gute und rationale Seite der Bewohner repräsentiert, ist „Big Jim“ mit seiner Machtbesessenheit und seiner Skrupellosigkeit das genaue Gegenteil. Der gerissene Geschäftsmann sieht nach dem Kuppel-bedingten Tod des Polizeichefs seine große Chance gekommen und reißt ohne großes Zögern das Ruder an sich – wogegen der eher inkompetente stellvertretende Polizeichef Randolph nicht wirklich etwas einzuwenden hat.

Es dauert nicht lange, bis Gewalt und Chaos in Chester’s Mill regieren

Da es an charismatischen Führungspersönlichkeiten nun mangelt, hat Rennie leichtes Spiel und stößt bei seinen Plänen kaum auf Widerstand. Schnell setzt er seine Vertrauten auf wichtigen Posten ein, so ernennt er zum Beispiel seinen hitzköpfigen Sohn und dessen ebenso rücksichtslose Kumpels zu neuen Hilfspolizisten, die den Bewohnern Rennies Befehle aufzwingen. Dass Jim Rennie jr. nicht gerade die beste Wahl für diese Aufgabe ist, zeigt sich dem Hörer aber gleich zu Beginn der Handlung, als er kaltblütig zwei junge Frauen ermordet. Auch im weiteren Verlauf ziehen „Junior“ und seine Truppe eine Spur der Gewalt durch Chester’s Mill und verwandeln die Kleinstadt in einen mehr oder weniger rechtslosen Raum. Nur wenige Einwohner wagen den Widerstand unter der Leitung von Dale Barbara und Julia Shumway. Damit ist eigentlich auch schon der Großteil der Geschichte dargelegt, denn trotz der langen Laufzeit von über 40 Stunden beschränkt sich die Story von „Die Arena“ eigentlich nur auf diesen Konflikt „Barbie vs. Big Jim“. Viel mehr passiert ehrlich gesagt nicht in Stephen Kings drittlängstem Buch nach „The Stand“ und „ES“, denn bis auf ein paar kleinere Scharmützel plätschert die Geschichte über weite Strecken vor sich hin. Dabei ist die Story nicht mal wirklich langweilig, aber es fehlt einfach das gewisse Etwas, das mich als Hörer richtig an das Hörbuch fesselt.

Vor sich hinplätschernde Geschichte mit wenig vielschichtigen Charakteren

Das liegt neben der lahmen Handlung vor allem an den Charakteren. Bis auf Dale Barbara und Jim Rennie Senior bleiben die weiteren Figuren nämlich bemerkenswert blass und können nicht mal annähernd mit interessanten Charakteren früherer King-Werke (wie z.B. der grandiose „Club der Verlierer“ in „ES“) mithalten. Viele Nebenfiguren kommen einfach wie willenlose Dorftrottel rüber, die dem manischen Anführer blind folgen, ohne dessen Befehle auch nur ansatzweise in Frage zu stellen. Doch auch bei den Protagonisten beschränkt sich King auf eintönige Schwarz-Weiß-Malerei: „Barbie“ ist gut (daran ändern auch die zwischendurch eingestreuten Rückblicke auf seine Soldaten-Vergangenheit nicht wirklich etwas) und „Big Jim“ ist brutal und böse. Vielschichtig geht definitiv anders. Da bringt es mir als Hörer auch eher wenig, wenn der Stadtverordnete und sein dämlicher Polizeichef (wie vielerorts gelesen) als Karikatur der Bush-Regierung herhalten sollen – dieser politische Unterton trägt nämlich eher wenig zum mäßigen Unterhaltungswert des Hörbuches bei.

Schwache Erklärung des Kuppel-Szenarios

Auch das Kuppelszenario kann nicht voll überzeugen. Zwar ist die Eröffnungssequenz packend und dramatisch geschrieben, doch was die Erklärung für das Phänomen betrifft, hat Stephen King nicht allzu viel zu bieten. Außerdem finde ich das Verhalten der eingeschlossenen Bevölkerung nicht immer nachvollziehbar. Die einleuchtendsten und wohl verständlichsten Reaktionen der Menschen auf das Erscheinen des „Dome“ wären wohl Angst und Panik, doch die Bewohner von Chester’s Mill bleiben warum auch immer merkwürdig ruhig und sorglos. Am schlimmsten ist aber die finale Auflösung der Herkunft der Kuppel. Was King am Ende an haarsträubenden Erklärungen auffährt, ist in meinen Augen einfach nur enttäuschend, wenngleich der dahinter stehende Gedankengang schon nicht uninteressant ist. Wenn man sich aber durch 40 Stunden einer eher tempo- und ideenarmen Story gekämpft hat, erwarte ich als Hörer jedoch schon ein wenig mehr.

Der Sprecher:
Auch dieses Stephen-King-Hörbuch wurde wieder mal gelesen von – Überraschung – dem großartigen David Nathan, wobei „gelesen“ eigentlich das falsche Wort ist. Nathan liest nicht einfach nur, Nathan spielt. Es ist immer wieder faszinierend, mit welcher Vielseitigkeit und Begeisterung er die Romanvorlagen vertont, sodass selbst schwächere Bücher durch seine Lesungen noch aufgewertet werden.

Wie immer überzeugender David Nathan, dessen Repertoire aber nicht völlig gefordert wird

Auch „Die Arena“ fällt leider in diese Kategorie, denn das einzige was bei diesem Hörbuch restlos überzeugt ist der Sprecher. Jede kleine Nebenrolle bekommt ihre eigene individuelle Note verpasst, was gerade bei King-Titeln mit den gewohnt vielen Charakteren alles andere als einfach ist. Allerdings muss man aber auch sagen, dass Nathans Lesung nicht an die grandiose Vorstellung bei „ES“ herankommt, was aber nicht dem Sprecher anzulasten ist. Hier gibt die Vorlage nämlich leider nicht genug her, um die volle Bandbreite des Könnens von David Nathan einzufordern – wirklich geniale Umsetzungen wie die des Clowns Pennywise oder eines Richie Tozier sucht man bei „Die Arena“ vergebens.

Schlussfazit:
Viele zählen Stephen Kings „Die Arena“ zu den besten Werken des Horror-Königs, doch leider kann ich mich dieser Meinung nicht anschließend. Die Ausgangssituation mit dem abgegrenzten Kuppel-Szenario ist zwar interessant, hat man aber auch schon woanders gesehen (z.B. „Die Simpsons – Der Film“). Leider setzt King diese Idee auch nicht konsequent genug um und das Verhalten der Charaktere in dieser Extremsituation wirkt auf mich nicht immer glaubwürdig. Zudem ist die Erklärung für dieses Phänomen in meinen Augen sehr schwach.

Geschwätzig, überraschungsarm und viel zu lang

Die Geschichte hat es auch nicht geschafft, mich wirklich mitzureißen, wenngleich diese sicherlich auch ihre starken Momente hatte. Über weite Strecken war mir die Handlung aber einfach zu belanglos, zudem reichen die einzelnen Figuren in ihrer Ausarbeitung auch nicht an das übliche King-Niveau heran. Hier beschränkt sich der Autor zu sehr auf Schwarz-Weiß-Malerei und verpasst es, seinen Charakteren mehrere Facetten zu verpassen. Das Hauptproblem an „Die Arena“ ist aber ganz klar die Länge des Hörbuches. Die abwechslungs- und überraschungsarme Story hätte man ohne Probleme auf locker die halbe Laufzeit einkürzen können, ohne dass das Gefühl entstehen würde, man hätte etwas verpasst. Insgesamt war mir das Hörbuch einfach viel zu geschwätzig, wenngleich David Nathan wie immer großartig gelesen hat.

Meine Wertung: 6/10

Informationen:
Das Hörbuch „Die Arena“ hat eine Länge von 41 Stunden und 10 Minuten und ist ungekürzt für 39,95 € bei audible.de erhältlich. Flexi-Abonnenten zahlen wie gewohnt nur 9,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

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