Tags: David Nathan, Dorf, Graf, Hexe, historisch, Inquisition, Kirche, Mittelalter, Mystery, Pater, Wolfgang Hohlbein
Genre: Drama, Fantasy, Historischer Roman, Mystery
Autor: Wolfgang Hohlbein
Sprecher: David Nathan
Länge: 15 Std. 38 Min.
Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Deutschland im finsteren Mittelalter: Schreckliche Dinge geschehen in Buchenfeld – das Korn verfault, das Wasser ist vergiftet, und Kinder kommen mit Missbildungen auf die Welt. Das Volk glaubt zu wissen, wer die Schuld an allem Leid trägt: Katrin, die Frau des Apothekers. Nur zögerlich nimmt Tobias, der Inquisitor die Untersuchungen auf, denn er kennt die angebliche Hexe – und hat sie einst geliebt.
Zum Hörbuch:
Pater Tobias, Inquisitor der katholischen Kirche, wird in das kleine Städtchen Buchenfeld gerufen, um dort Ermittlungen gegen eine vermeintliche Hexe zu führen. Schon bei seiner Ankunft fallen ihm merkwürdige Dinge auf: das Dorf wirkt einsam und verlassen, die Felder sind verkommen und ein kleiner See ist zu einem modrigen und unheimlichen Gewässer geworden. Im Dorf stößt er auf Bresser, welcher ihn in seinem Haus unterbringt und ihn mit den Ereignissen in Buchenfeld vertraut macht. Eine Hexe treibe dort angeblich ihr Unwesen. Zuerst habe sie ihren Ehemann, den Apotheker des Dorfes, vergiftet, dann die Stadt verzaubert, sodass das Getreide verrottet, Tiere und Kinder mit schlimmen Missbildungen geboren werden und auch der umgekippte See sei ihr zu verdanken. Bresser macht dabei keinen Hehl daraus, dass auch er die Apothekerfrau für eine böse Hexe hält.
Der Pater steht dem jedoch skeptisch gegenüber, glaubt er doch nicht wirklich an schwarze Magie und Hexereien. Seine Zweifel werden stärker, als er von Bresser zu der mysteriösen Frau geführt wird. Diese findet er eingesperrt und am Rande des Todes vor, da sie seit Tagen keine Nahrung von den Dorfbewohnern erhalten hat. Als Tobias sich dem verwahrlosten Geschöpf nähert, erkennt er in dem mitgenommenen Gesicht Katrin, das Mädchen, mit dem er seine Kindheit verbracht hat. Doch nicht nur das: Katrin und Tobias verbindet weit mehr, gaben sie sich doch vor Jahren der fleischlichen Lust hin und wurden daraufhin von einem Wanderprediger der Sünde beschuldigt. Erst dadurch gelangte Tobias ins Kloster und wurde zum Inquisitor.
Tobias will den Anschuldigungen gegen sie nicht glauben und befragt in den folgenden Tagen die Dorfbewohner. Dabei wird er auch mit dem herrischen Grafen Theowulf konfrontiert, welcher scheinbar wie ein Diktator über das Dorf herrscht. Bei seinen Ermittlungen stößt Pater Tobias auf viel Ablehnung seitens der Dörfler, welche die Hexe gerne auf dem Scheiterhaufen sehen möchten. Nach und nach dämmert ihm die Erkenntnis, dass die Bewohner ein schreckliches Geheimnis verbindet, welches auf keinen Fall ans Tageslicht gelangen soll.
Das Hörbuch „Der Inquisitor“ erzeugt von Beginn an eine düstere und unheimliche Atmosphäre. Die Kälte des Dorfes und seiner Bewohner wird glaubwürdig vermittelt, wodurch man sich gut in die Lage des Paters versetzen kann. Zudem dämmert dem Hörer recht schnell, dass an diesem Ort irgendetwas Unheimliches vonstatten geht.
Gelungen sind auch die Figurenzeichnungen. Wolfgang Hohlbein beschränkt sich auf einen recht kleinen Kreis von Protagonisten, wodurch die Handlung stets übersichtlich und nachvollziehbar bleibt. Zudem bleibt ihm dann mehr Zeit, die einzelnen Charaktere zur Entfaltung kommen lassen. So verbündet man sich als Leser mit dem scheinbar aufrichtigen und rationalen Pater, welcher seine auf den Leser unschuldig wirkende Jugendliebe vor dem Scheiterhaufen retten will. Gleichzeitig muss er jedoch darauf achten, dass die Einwohner ihrer emotionalen Verbindung nicht auf die Schliche kommen.
Eine spannende Figur stellt auch Graf Theowulf dar. Bei ihm kann man sich nie sicher sein, auf welcher Seite er nun steht. Die Dorfbewohner schildern ihn als gnaden- und skrupellosen Despoten, im Kontakt mit Tobias wirkt er jedoch seltsam zahm und stellenweise sogar freundlich. Dennoch blitzt an einigen Stellen durch, dass auch er etwas zu verbergen hat.
Die Handlung selbst ist relativ überschaubar, vielmehr lebt die Geschichte aus den Verhören des Paters und seinen Gedanken, Beobachtungen und Träumen. Dem Hörer stellen sich zwei Hauptfragen: Ist Katrin tatsächlich eine Hexe und welches unheimliche Geheimnis umgibt das Dorf?
Stellenweise befürchtete ich während des Hörens, dass die Story um die Hexerei zu sehr ins Reich der Fantasy abdriftet. Die Auflösung zum Schluss ist dann aber doch einigermaßen rational erklärbar, aber darum nicht weniger erschreckend und verstörend. Zudem lässt der Schluss noch einige Fragen offen, was ich jedoch eher positiv fand, da man hier seinen eigenen Gedanken überlassen wird.
Allerdings weist das Hörbuch leider auch einige etwas langatmige Passagen auf, in welchen die Geschichte nicht wirklich vorankommt. Hier hätte es vielleicht geholfen, wenn man die Handlung um 1-2 Stunden gekürzt hätte. Vielleicht lohnt hier der Griff zur ebenfalls erhältlichen gekürzten Fassung.
Zum Sprecher:
Für die Geschichte des Inquisitors hat man sich meiner Meinung nach den optimalen Sprecher ausgesucht. Wer könnte die unheimliche und mysteriöse Stimmung des Buches besser vermitteln als David Nathan (u.a. Synchronstimme von Johnny Depp und Christian Bale). Wie bei den Stephen King- oder Dean Koontz-Hörbüchern schafft Nathan es auch hier, den Hörer förmlich in seinen Bann zu ziehen. Seine Lesung wertet den Titel noch einmal deutlich auf und tröstet über die ein oder andere langweilige Stelle hinweg.
Mein Fazit:
„Der Inquisitor“ ist ein größtenteils spannendes und fesselndes Hörbuch mit kleinen Schwächen. So hält der Titel die Spannung nicht immer über die gesamte Distanz, zudem ist die Handlung stellenweise schon etwas konstruiert. Nicht zuletzt dank des großartigen David Nathans hat mich das Buch jedoch gut unterhalten. Wer auf historische Romane mit einem Schuss Mystery steht, darf hier durchaus ein Ohr riskieren. Das Ende mag zwar auf den ein oder anderen etwas unbefriedigend wirken, lässt dem Hörer aber noch Spielraum für seine eigene Fantasie, was ich persönlich recht gelungen fand.
Meine Wertung: 7/10
Informationen:
Das Hörbuch „Der Inquisitor“ hat eine Länge von 15 Std. und 38 Minuten und ist ungekürzt für 29,95 € bei audible.de erhältlich. Im Flexi-Abonnement kostet der Titel wie immer nur 9,95 €. Eine auf 5 Stunden und 6 Minuten gekürzte Fassung gibt es bereits für 13,95 €. Weitere Informationen auf der Detail-Seite bei audible.de