Red Rising_Rezi

In der Zukunft ist die Erde unter der extremen Überbevölkerung zusammengebrochen und die Menschheit hat sich aufgemacht, einen anderen Planet als neue Heimat zu bevölkern. Aus diesem Grund wurde eine Vorhut auf den Mars gesandt, um den roten Planeten über Jahrzehnte hinweg für die Menschen bewohnbar zu machen. Unter der Oberfläche sind die schwächsten der Gesellschaft seitdem damit beschäftigt, den wertvollen Rohstoff Helium-3 zu ernten, der für das Terraforming des neuen Lebensraums unverzichtbar ist. Zu einem der Clans, die von morgens bis abends unter Einsatz ihres Lebens in den dunklen und gefährlichen Tunneln schuften, gehört auch der 16-jährige Darrow, der als Helldiver den riskantesten Part der Arbeit übernimmt. Mit hohem Risiko muss er die aussichtsreichsten Helium-3-Quellen erkunden, um für seinen Clan eine bessere Versorgung zu gewährleisten, denn nur die besten Förderer leben im Wohlstand, während die restlichen Mars-Pioniere ums nackte Überleben kämpfen. Bisher hat sich Darrow stets den strengen und meist unfairen Regeln gebeugt, doch als er einen persönlichen Schicksalsschlag erleidet, schließt er sich wütend dem Widerstand an…

Sklaven-Aufstand auf dem Mars

Es gibt gerade im Dystopie-Genre viele Bücher, die erst einmal ausführlich ihr Setting beschreiben müssen und dadurch oft nur schleppend in ihre Geschichte hineinfinden – „Red Rising“ von Pierce Brown zählt ohne Frage nicht dazu. Im Auftakt seiner Mars-Trilogie legt der Amerikaner nämlich fast schon einen Bilderbuchstart hin: Die Leser werden direkt mitten hinein geworfen in die dunklen und engen Tunnel unter der Marsoberfläche, wo sich der junge Protagonist Darrow und seine Mitstreiter unter knüppelharten Bedingungen abschuften. Jeder noch so kleine Fehler kann der letzte sein und eine gewaltige Gasexplosion zur Folge haben, doch ohne Risikobereitschaft besteht keine Chance, die höchste Förderquote zu erreichen und damit mehr als nur den kümmerlichen Grundbedarf an Nahrung zu erwirtschaften. Man trichtert den Clans zwar täglich ein, dass sie der Menschheit durch ihren Dienst eine große Ehre erweisen, doch jeder der Arbeiter weiß genau, dass sie im Prinzip nur Sklaven sind, die für das Wohl der nachfolgenden Generationen geopfert werden. Wer dagegen rebelliert, wird ohne Skrupel und öffentlichkeitswirksam exekutiert. Klingt nach typischer Dystopie, doch bereits auf den ersten 70 Seiten der Geschichte passiert so unglaublich viel, dass man fast das Gefühl hat, sich schon mitten in der Trilogie zu befinden. Und Pierce Brown zeigt schon in diesen ersten Kapiteln, dass er keine Kompromisse macht und offenbar vor keinem Opfer zurückschreckt. So muss ein Roman anfangen!

Auf die rasante Anfangsphase folgt ein überraschender Szenen- und Genre-Wechsel

Im Anschluss an diese turbulente Anfangsphase kommt es dann aber schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt zu einem überraschenden Szenen- und Stilwechsel und es folgt nun die bereits früher erwartete Einleitung, die mehr über die Situation auf dem Mars und den Status der dortigen Gesellschaft erklärt. Man braucht hier zwar ein klein wenig Zeit, um sich an die vom Autor neugeschaffenen Begriffe und die Klassifizierung der gesellschaftlichen Schichten durch ein Farbsystem zu gewöhnen, diese Phase sollte aber zu keinen größeren Verständnisproblemen führen. Etwas gewöhnungsbedürftiger ist da schon das neue Setting, denn von jetzt auf gleich hat die Geschichte plötzlich absolut nichts mehr mit den Minen unter der Marsoberfläche zu tun. Der neue Schauplatz ist zwar auch aufregend, wirkt im Vergleich zum Startszenario aber ein wenig beliebig und fühlt sich schlicht nicht nach Mars an. Das ist ein wenig schade und für mich auch so ziemlich der einzige Kritikpunkt, der bei „Red Rising“ wirklich negativ ins Gewicht fällt.

Die „Game of Thrones“-Version der Hungerspiele

Stören könnte man sich vielleicht auch noch an einem anderen Punkt, denn der Verlag wirbt auf dem Buchumschlag nicht ohne Grund mit Aussagen wie „Ender, Katniss, and now Darrow“ oder „reminiscent of The Hunger Games and Game of Thrones“. „Red Rising“ ist nicht nur genauso schonungslos und in seiner Skrupellosigkeit ähnlich schockierend wie die genannten Werke, sondern weist in manchen Passagen auch ein paar wirklich sehr auffällige Parallelen gerade zum ersten Panem-Roman auf. Kern der Handlung ist in diesem Mars-Abenteuer nämlich ein vergleichbarer Wettkampf, der auch unter ähnlichen Rahmenbedingungen abläuft, dabei aber ein wenig taktischer geprägt ist und durch die Einteilung in mehrere Parteien eben auch an „Game of Thrones“ erinnert. Dieser Mix funktioniert wirklich gut und fesselt ab der ersten Minute auch durch das erschreckende Missachten von moralischen Richtlinien und Pierce Brown hat auch einige böse Überraschungen und unvorhersehbare Wendungen auf Lager, das ganze ist durch die vielen Ähnlichkeiten zu bekannten Werken aber eben nun nicht besonders originell. Mich hat das nicht gestört und ich fand es vielleicht auch gerade wegen dieser Elemente super spannend und faszinierend, ich kann aber auch nachvollziehen wenn man „Red Rising“ aus oben genannten Gründen ein wenig als Abklatsch betrachtet. Mir hat dieser brutale Mix aus Science-Fiction und Fantasy aber wirklich hervorragend gefallen und ich fand auch die Entwicklung der Hauptfigur vom sich seinem Schicksal fügenden „Sklaven“ zum kompromisslosen Widerstandskämpfer und Anführer hochinteressant und ich kann es kaum erwarten die Fortsetzung „Golden Sun“ in den Händen zu halten.

Red Rising
  • Autor:
  • Deutscher Titel: Red Rising
  • Reihe: Red Rising #1
  • Umfang: 382 Seiten
  • Verlag: Del Rey
  • Erscheinungsdatum: 28. Januar 2014
  • Preis Geb. Ausgabe 17,83 €/PB 8,79 €/eBook 0,99 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
9/10
Fazit:
Pierce Brown legt mit „Red Rising“ einen hochspannenden und in seiner Kompromisslosigkeit schockierenden Auftakt seiner Mars-Trilogie hin, der vor allem mit seinem faszinierenden Mix von Science-Fiction- und Fantasy-Elementen fesselt.

Kommentar verfassen:

2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Hm, also Parallelen zur Panem-Trilogie sind mir nicht aufgefallen, ich finde es auch etwas schade, dass sich jede Neuerscheinung daran messen muss. Aber ich gebe dir recht, so wirklich nach Mars hat sich das Setting nicht angefühlt. Aber ich bin sehr gespannt, wie das bei Teil 2 aussehen wird.

    • Ich fand dieses Capture-the-Flag-Spiel hatte was von Hunger-Games für Teams und die Proctors erinnerten mich z.B. auch an die Mentoren. Das Space-Setting ist beim zweiten Band auf jeden Fall viel besser gelungen, der hat mich im übrigen dann mehr an Game of Thrones erinnert 😀