Autor: Kate Mosse
Sprecher: Julia Fischer
Länge: 08 Std. 35 Min. (ungekürzt)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Bei Ausgrabungen in einer Höhle im Herzen des Languedoc entdeckt Alice Tanner zwei Skelette und darüber eine Wandmalerei, die ein Labyrinth darstellt. Trotz aller Begeisterung für ihren Fund fröstelt es Alice beim Anblick der Toten. Ihre unguten Gefühle werden verstärkt durch den Ring, den einer der Toten trägt und auf dessen Innenseite sich die Labyrinthzeichnung wiederholt. Alice beschließt, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen…

Achthundert Jahre zuvor erhält die junge Alaïs am gleichen Ort ein Buch mit fremdartigen Zeichen und Diagrammen. Sie weiß, dass sie das Geheimnis des Buches hüten muss – um jeden Preis. Das verspricht sie ihrem Vater, als sie dessen Erbe als Hüterin des Heiligen Grals antritt. Verlust, Intrige, Gewalt und Leidenschaft prägen fortan ihr Leben. Bis das Schicksal sie genau wie Alice in jene Höhle führt, in der sich alles entscheidet.

Meine Hörbuchbesprechung:
Alice Tanner nimmt als Hilfskraft bei Ausgrabungen in den Sabarthè-Bergen in der Nähe von Carcassone teil, wo ihre Freundin als Grabungsleiterin tätig ist. Als Hobby-Archäologin kann sie ihr Glück kaum fassen, als tatsächlich sie diejenige ist, die einen aufsehenerregenden Fund ans Tageslicht bringt. In einer Höhle stößt Alice nämlich auf zwei Skelette, die unter einer geheimnisvollen Wandmalerei liegen. Außerdem entdeckt sie bei den menschlichen Überresten einen ebenso mysteriösen Ring, der zudem noch das gleiche Muster aufweist wie die Skizze an der Höhlendecke: Beide Zeichnungen zeigen ein Labyrinth. Alice löst mit ihrer Entdeckung große Unruhen aus: Zum einen hat sie sich nicht an die Grabungsvorschriften gehalten, doch noch viel beunruhigender ist, das Alice und ihre Freundin plötzlich in großer Gefahr schweben…

Eine Ausgrabung bringt ein 800 Jahre altes Geheimnis zum Vorschein

800 Jahre zuvor befindet sich die junge Alaïs in Carcassona, als die Festung der Stadt von der Armee des Papstes Innozenz III. angegriffen wird, welcher systematisch die Katharer in Südfrankreich verfolgt. Carcassona kann dem Ansturm des Heeres nicht mehr lange standhalten und so vertraut Alaïs Vater seiner Tochter im Angesicht des nahenden Todes ein uraltes Geheimnis an. Ihre Familie gehört nämlich seit Jahrhunderten zu den Hütern des Heiligen Grals und nun ist es an Alaïs, diese Tradition fortzuführen und den Schatz vor den Fängen der Eroberer zu schützen. Für die junge Frau bedeutet diese Aufgabe ein dramatisches Abenteuer um Leben und Tod…

Die ewige Suche nach dem Heiligen Gral

„Das verlorene Labyrinth“ von Kate Mosse ist ein weiteres dieser Hörbücher, die ich vor einer Weile mal durch einen Gutscheincode erhalten habe und welches dann erst einmal für lange Zeit in meiner Bibliothek lagerte, ohne bei der Auswahl meiner Hörbücher groß Beachtung zu finden – zumal es sich bei der Version auch noch um eine gekürzte Fassung handelt, die ich ohnehin nicht wirklich gerne höre. Dann zählt „Das verlorene Labyrinth“ auch noch zum Genre der Historischen Romane, das bei mir ebenfalls einen eher schweren Stand hat. Allerdings bin ich für mystische Gralsgeschichten immer zu haben und so war es dann mal an der Zeit, auch Kate Mosses Titel eine Chance zu geben.

Massive Kürzungen ersticken jeden aufkommenden Handlungsfluss im Keim

Leider konnte mich das Hörbuch aber von der ersten Minute an nicht wirklich fesseln. Das lag vor allem an den vielen Orts- und Zeitsprüngen sowie der hohen Anzahl an Nebencharakteren, die keinen richtigen Handlungsfluss aufkommen lassen und lediglich für Verwirrung sorgen. Zudem verlaufen die beiden Handlungsstränge sehr ähnlich, was die Unterscheidung noch einmal erschwert. Auch die vielen Traumszenen von Alice Tanner, in denen sie Szenen aus Alaïs‘ Leben nachempfindet, tragen nicht gerade zur besseren Übersicht bei. Allerdings ist vermutlich ein großer Teil dieser Problematik auf die Kürzung der Romanvorlage zurückzuführen. Zum Vergleich: Die ungekürzte Hörbuchversion hat eine Länge von rund 23 Stunden und ist damit fast dreimal so lang wie die gekürzte. Bei einer so drastischen Einsparung ist es natürlich kaum zu vermeiden, dass man immer wieder den Eindruck bekommt, dass wichtige Szenen fehlen. So tauchen wiederholt Figuren zum scheinbar ersten Mal auf, doch kurz darauf wird in der Geschichte auf vorherige Szenen mit diesen Charakteren Bezug genommen, ohne das man als Hörer weiß, was darin überhaupt passiert ist.

Eine Weile lang habe ich noch versucht, mit dieser wirren Aneinanderreihung von aus dem Zusammenhang gerissenen Passagen Schritt zu halten und den roten Faden zu finden bzw. zu verfolgen, doch spätestens nach zwei Stunden war mir fast jeglicher Spaß am Hörbuch vergangen. Dazu kommt noch, dass die Geschichte trotz Straffung unglaublich langatmig ist. Nicht vorhandene Spannung, ein paar schmalzige Liebesszenen und eine schwache Gralsgeschichte tun da ihr Übriges. Außerdem kann man nahezu gar keine Bindung zu den Figuren aufbauen, da diese aufgrund der Kürzungen total blass bleiben – offenbar fiel jegliche Charakterzeichnung dem Rotstift zum Opfer.

Die Sprecherin:
Als wäre man mit diesem verstümmelten Hörbuch als Hörer noch nicht genug abgestraft, wird dieses auch noch von einer Sprecherin vorgetragen, welche die ohnehin schon langweilige Geschichte noch mühsamer gestaltet. Julia Fischer arbeitet laut Sprecherinfo seit rund 30 Jahren beim Bayerischen Rundfunk und moderierte in dieser Zeit diverse Radio- und Fernsehsendungen. Wie man mit dieser Berufserfahrung ein Hörbuch dermaßen emotionslos vorlesen kann, ist mir absolut schleierhaft.

Emotionslose Sprecherin mit monotoner Lesung

Fischers Stimme an sich ist eigentlich recht angenehm, allerdings vermag es die Sprecherin nicht, diese abwechslungsreich und unterhaltsam einzusetzen. Alle Charaktere klingen prinzipiell gleich, lediglich die männlichen Figuren bekommen eine etwas tiefere Stimme verpasst – allerdings auch immer die gleiche. Dazu kommt noch, dass Julia Fischer ihre bayerische Herkunft nicht immer verbergen kann und gerade ihr rollendes „R“ auf Dauer etwas nervig wirkt. Vor allem bei einer Passage, in der kurz hintereinander mehrmals das Wort „Brustwurz“ (bzw. „Brrrrrustwurrrrrz“) vorkommt, musste ich mich schon ernsthaft zusammenreißen, um das Hörbuch nicht abzuschalten.

Schlussfazit:
Vielleicht ist „Das verlorene Labyrinth“ von Kate Mosse ja in der ursprünglichen Fassung eine durchaus unterhaltsame Geschichte. Von der gekürzten Hörbuchfassung kann man aber nur abraten, denn schlimmer kann man eine Geschichte wohl kaum verstümmeln. Es wurde so viel gestrichen, dass zwischen den einzelnen Szenen kaum noch ein Zusammenhang besteht und Figuren scheinbar willkürlich auftauchen und wieder verschwinden. Gerade bei den parallel verlaufenden Zeitsträngen und den verbindenden Traumszenen ist dies für den Erzählfluss absolut tödlich.

Paradebeispiel für eine misslungene gekürzte Hörbuchversion

So kommt nämlich nicht nur keine Spannung auf, auch die Charaktere bleiben die über die gesamte Länge farblos und unpersönlich. Erst zum Schluss hin wird es etwas besser, vermutlich weil man vom Finale selbst nicht mehr so viel streichen konnte wie in dem Teil zuvor. Auch die Story um den Heiligen Gral ist eher lahm und nur selten mystisch, quasi wie ein Dan-Brown-Roman für Arme. Ich war wirklich mehrfach versucht, das Hörbuch abzubrechen, da es mich wirklich zu keiner Zeit mitreißen konnte, doch schließlich habe ich mich doch noch anstandshalber durchgequält – ohne dafür allerdings von der Geschichte entschädigt zu werden. Auch die Sprecherin wird durch ihren monotonen Vortrag sicherlich nicht zu meinen Favoritinnen aufsteigen. Insgesamt ist „Das verlorene Labyrinth“ fast schon ein Plädoyer gegen gekürzte Hörbuchfassungen, denn in so einer stümperhaften und lieblosen Umsetzung hat es einfach keinen Sinn. Für mich war diese Gralssuche jedenfalls ein ziemlicher Flop.

Meine Wertung: 3/10

Informationen:
Das Hörbuch hat eine Länge von 8 Stunden und 35 Minuten und ist gekürzt für 20,95 € bei audible.de erhältlich (9,95 € im Flexi-Abonnement). Die rund 23 1/2 Stunden lange ungekürzte Fassung gibt es für 29,95 €. Weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de

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