Tags: Auto, Horror, Kombi, Kurzgeschichte, Maine, Mile 81, Pete Simmons, Raststätte, Stephen King
Genre: Horror
Autor: Stephen King
Umfang: 80 Seiten
Verlag: Heyne
Erscheinungsdatum: 25. November 2011
Klappentext:
An der Wegmarkierung Mile 81 des Maine-Turnpike steht eine mit Brettern vernagelte Raststätte. Hier treffen sich sonst die älteren Schüler, um zu trinken und Dinge zu tun, die ältere Schüler gern in Schwierigkeiten bringen. Der 11-jährige Pete Simmons ist heute aber allein hier, weil er weiß, dass die Großen woanders sind. Er findet eine halbvolle Wodkaflasche und trinkt davon so viel, dass er benebelt einschläft. Kurz darauf rollte ein schlammverdreckter Kombi (komischerweise hat es in Maine seit Wochen nicht geregnet) auf den von Unkraut überwachsenen Parkplatz, obwohl auch der Tankstellenbetrieb vor Längerem eingestellt wurde. Die Fahrertür öffnet sich, aber niemand steigt aus. Doug Clayton, Versicherungsvertreter aus Bangor, ist ein gottesfürchtiger Mensch. Der verlassen dastehende Kombi weckt den Samariter in ihm. Er biegt von der Schnellstraße ab und hält mit seinem Prius hinter dem schlammigen, kennzeichenlosen Kombi. Etwas später hält auch Julianne Vernon, die gerade mit ihrem Pferdeanhänger unterwegs ist. Die beiden leeren Autos haben sie neugierig gemacht. Sie findet Claytons zerbrochenes Handy neben der offenen Kombitür – und kommt dieser dabei selbst zu nahe. Als Pete Simmons aus seinem Dämmerschlummer erwacht, steht ein halbes Dutzend Autos an der Raststätte Mile 81. Zwei Kinder – Rachel und Blake Lussier und ein Pferd namens Deedee sind die einzigen Lebewesen, die er sieht. Es sei denn, man zählt den Kombi dazu.
Zur Kurzgeschichte:
Der 10-jährige Pete Simmons ist frustriert: Wieder einmal darf er nicht mit seinem größeren Bruder George und dessen „Rip-Ass-Raiders“, einer Gruppe Zwölf- und Dreizehnjähriger aus dem Ort, zur benachbarten Kiesgruppe, um dort mit ihren Fahrrädern waghalsige Stunts auszuprobieren. Für einen Zehnjährigen sei das viel zu gefährlich, so sein Bruder, und so zieht Pete alleine mit seinem Rad durch die Gegend. Weil er aber auch mal was Cooles erleben möchte, mit dem er dann vor den Großen angeben kann, macht er sich auf den Weg zur verlassenen Raststätte bei Meile 81 der Autobahn durch Maine. Das Gelände ist zwar mittlerweile abgesperrt und etwas verwahrlost, doch Pete kennt die Gerüchte, wonach ältere Jungen dort gerne mal einen trinken oder mit Mädchen rummachen. Als Pete das alte Gebäude betritt, findet er dort neben ein paar sehr freizügigen Postern auch eine Wodkaflasche. Aus Neugier nimmt er zunächst einen kleinen Schluck und kommt schnell auf den Geschmack, schläft kurze Zeit später aber auch schon betrunken ein.
Während der Junge in der Raststätte seelenruhig seinen Rausch ausschläft, biegt ein völlig verdreckter Kombi auf den Rastplatz ein. Der viele frische Schlamm ist merkwürdig, weil es bereits seit Tagen nicht mehr in Maine geregnet hat. Noch ungewöhnlicher ist aber, dass offenbar niemand am Steuer des Wagens sitzt. Trotzdem öffnet sich kurz nach der Ankunft des Kombis dessen Fahrertür, ohne dass jemand aus dem Auto aussteigt. Als wenig später der vorbeifahrende trockene Alkoholiker und nun gläubige Christ Doug Clayton mit seinem Prius das verlassene Fahrzeug am Streckenrand sieht, vermutet er eine Autopanne und hält an, um seine Hilfe anzubieten. Als sich der Versicherungsvertreter dem alten Kombi jedoch nähert, entwickelt der Wagen ein unheimliches Eigenleben…
„Raststätte Mile 81“ ist eine neue Kurzgeschichte von Stephen King, die zurzeit ausschließlich als eBook (z.B. für den Kindle oder im iBooks Store) erhältlich ist. Die Story erstreckt sich über ca. 80 Seiten, abhängig von der vom Leser gewählten Schriftgröße, und ist vom Prinzip her recht simpel gestrickt: Ein herrenloses Fahrzeug hält an einer verlassenen Raststätte, vorbeifahrende Autofahrer sehen den Wagen, vermuten eine Panne und halten ebenfalls, nur um daraufhin einer nach dem anderen vom mysteriösen Kombi im wahrsten Sinne gefressen zu werden. Realistisch ist das nicht, aber wer glaubwürdige und logische Geschichten lesen will, sollte auch nicht unbedingt zu einem Stephen King-Buch greifen.
Trotzdem bietet „Raststätte Mile 81“ solide Unterhaltung. Die Geschichte ist spannend, ein bisschen unheimlich, stellenweise etwas blutig und eklig, aber leider auch ein wenig vorhersehbar. Immer wieder hält ein neues Opfer beim Kombi, nähert sich dem Wagen und wird dann unerwartet verschluckt. Das Ende der Kurzgeschichte ist zudem etwas gewöhnungsbedürftig und mir persönlich etwas zu einfach, hier hätte sich King ruhig noch etwas mehr Zeit lassen können. Bei Fans des Autors dürften jedoch die vielen Anspielungen auf frühere King-Werke für Begeisterung sorgen, so ist seine Geschichte fast eine kleine Hommage an sich selbst.
Mein Fazit:
„Raststätte Mile 81“ ist eine durchaus gelungene Kurzgeschichte, die King-Fans die Wartezeit auf das neue Buch „Der Anschlag“ (erscheint am 23. Januar 2012) etwas verkürzen dürfte. Als kleinen Bonus gibt es sogar noch einen Auszug des kommenden Romans. Die Shortstory selbst ist spannend, ein wenig unheimlich aber auch leider etwas überraschungsarm, weil sich das Grundprinzip recht schnell wiederholt. Das abrupte Ende dürfte Geschmackssache sein, originell ist es aber eigentlich schon, ohne hier zu viel verraten zu wollen. Für den recht günstigen Preis von 1,99 € kann man aber nicht viel falsch machen, zumal die Kurzgeschichte wirklich eine ordentliche Länge hat. Zum Vergleich: Ferdinand von Schirachs „Der Fall Collini“ ist nur ungleich länger.
Meine Wertung: 7/10
Informationen:
„Raststätte Mile 81“ von Stephen King ist im Heyne Verlag erschienen und hat einen Umfang von ca. 80 Seiten.