Autor: Christopher Moore
Sprecher: Simon Jäger
Länge: 09 Std. 51 Min. (ungekürzt)

Zum Inhalt:
Pocket ist der Hofnarr des Königs von Britannien, dem etwas altersschwachen König Lear. Dem Tode nicht mehr allzu weit entfernt, beschließt Lear, sein Vermögen unter seinen drei Töchtern Goneril, Regan und Cordelia aufzuteilen. Daher veranstaltet er einen Test, in welchem er seine Töchter auf ihre Liebe zu ihm überprüft. Goneril und Regan, zwei durchtriebene und hinterhältige Personen, heucheln ihrem Vater ihre Liebe vor, um mit dem größtmöglichen Erbe aus dem Wettbewerb hervorzugehen. Cordelia, Lears jüngste und zugleich aufrichtige Tochter, sagt als einzige die Wahrheit, nämlich dass sie den König so liebe, wie eine Tochter nun mal eben ihren Vater liebt, nicht mehr und nicht weniger. Lear reagiert erbost und verbannt Cordelia, die daraufhin den König von Frankreich heiratet und Britannien verlässt.

Pocket, welcher heimlich ein Auge auf die hübsche und ehrliche Cordelia geworfen hat, sieht seine Chance gekommen und spinnt nun eine Reihe von Intrigen, um die Personen am Hofe gegeneinander auszuspielen und als großer Gewinner aus der Sache hervorzugehen.

Zum Hörbuch:
„Fool“ basiert auf einer der bedeutendsten Tragödien William Shakespeares, „König Lear“. Die Vorlage ist mir persönlich nicht bekannt, nach Abschluss des Hörbuchs und dem Lesen einer Zusammenfassung von Shakespeares Werk würde ich aber sagen, dass sich Moores Erzählung sehr nah am Original hält, was die Handlung an sich betrifft. Wodurch sich die Werke aber unterscheiden, ist die Erzählweise. Christopher Moore schildert die Geschichte aus der Sicht eines Hofnarren, wodurch die klassische Vorlage zu einem aberwitzigen Abenteuer wird.

Dieser Hofnarr Pocket kennt keine Gnade und wirft nur so mit schwarzem Humor und deftigem Vokabular um sich. Kein noch so hoher Adeliger ist vor ihm sicher, was ihn das ein oder andere Mal in eine brenzlige Situation kommen lässt. Doch Pocket beschränkt sich nicht nur auf seine Albernheiten, sondern spielt die Protagonisten am Hofe des Königs munter gegeneinander aus. Dabei macht er auch nicht vor den Herzogen von Albany (= Schottland) und Cornwall halt, den Gatten der beiden verdorbenen Töchter Goneril und Regan. Diese Intrigen werfen ein ganz anderes Licht auf die Handlungen von Shakespeares „König Lear“.

Allerdings ist ein überwiegender Teil der Gags und Albernheiten primitivster Fäkalhumor, was in der ersten Hälfte des Romans noch durchaus unterhaltsam ist. Man bekommt mit der Zeit jedoch das Gefühl, dass die Handlung sich hauptsächlich darüber erstreckt, dass jeder gegen jeden intrigiert und gleichzeitig jeder mit jedem in die Kiste springt. Das mag für eine gewisse Zeit noch lustig und aufregend sein, ermüdet jedoch nach einer Weile. Möglicherweise gibt es ja noch einige versteckte Anspielungen auf Shakespeares Original, diese konnte ich aus den oben genannten Gründen jedoch nicht entdecken.

Ein weiteres Problem, welches ich beim Hören dieses Titels hatte sind die Figurenkonstellationen. Als Kenner der Vorlage wird man hier vermutlich keine Schwierigkeiten haben, als Neuling war ich jedoch an manchen Stellen etwas verwirrt und brachte die Figuren durcheinander. Dies liegt vermutlich aber auch daran, dass wie schon gesagt die Figuren gut gelaunt von einem Bett ins andere springen, sodass ich gelegentlich vergaß, wer nun wie zu wem steht.

Während man sich in den ersten Stunden ob des derben Humors und der freizügigen Art noch verwundert die Augen reibt, verliert „Fool“ mit zunehmender Spieldauer doch einiges an Faszination. Ab der Hälfte zieht sich die Handlung meiner Meinung nach gewaltig in die Länge und kommt erst in den letzten 90 Minuten wieder in Fahrt. Das Ende ist dann auch durchaus zufriedenstellend. Was das Hörbuch jedoch gehörig aufwertet, ist die Leistung des Sprechers, auf welche ich im kommenden Absatz eingehen möchte.

Zum Sprecher:
Gelesen wird Christopher Moores „Fool“ von einem der wohl bekanntesten Synchronsprecher der Gegenwart, dem meiner Meinung nach fantastischen Simon Jäger. Diesen sollte eigentlich jeder Hörbuch-Fan, der etwas auf sich hält, kennen. Für alle anderen sei gesagt: Simon Jäger ist z.B. die deutsche Synchronstimme von Matt Damon, Heath Ledger, Josh Hartnett oder Mos Def. Besonders in Erinnerung dürfte vielleicht seine Interpretation vom Joker in „The Dark Knight“ geblieben sein. Als Hörbuchsprecher ist er überwiegend im Bereich der Psychothriller zu Hause und liest u.a. die Werke von John Katzenbach und Sebastian Fitzek. Für mich persönlich gehört er zusammen mit David Nathan zu meinen absoluten Lieblingssprechern und stellt das auch in „Fool“ eindrucksvoll unter Beweis.

Wie Jäger den einzelnen Figuren Leben einhaucht ist einfach unnachahmlich. Ich kannte ihn bisher nur als Thriller-Sprecher, doch auch für derartige humoristische Titel scheint er eine gelungene Wahl zu sein. Jede noch so kleine Nebenfigur bekommt von Jäger eine individuelle Art versetzt, selbst wenn diese nur zwei oder drei Sätze zur Handlung beitragen kann. Dabei arbeitet er mit einer Vielzahl von Akzenten und Dialekten, sodass der Hörer sofort erkennen kann, welche Figur nun gerade an der Reihe ist. Besonders genial fand ich die Interpretation von Pockets dümmlichen Lehrling Drool, welcher so selten dämlich und grenzdebil klingt, dass alleine die Stimme schon für so einige Lacher sorgt. Der Sprecher trägt dann auch gehörig dazu bei, dass dieses Hörbuch trotz der im Mittelteil so vor sich hinplätschernden Handlung über die gesamte Dauer unterhält und der Hörer stets bei Laune gehalten wird.

Mein Fazit:
„Fool“ ist ein durchaus unterhaltsames und stellenweise auch witziges Hörbuch. Allerdings ist der Humor auf Dauer etwas flach und es dürfte gerne auch der ein oder andere intelligente Witz dabei sein. Die Geschichte basiert zwar auf einem Werk William Shakespeares, war meiner Meinung nach aber ziemlich belanglos. Eigentlich ist Moores Erzählung nur eine Aneinanderreihung von derben und vulgären Sprüchen, was am Anfang noch lustig und neu ist, sich mit der Zeit aber auch recht stark abnutzt. Lediglich am Ende nimmt das Buch wieder mehr Fahrt auf und überzeugt dann auch storytechnisch, der Mittelteil zog sich aber etwas, was nur durch die Sprecherleistung nicht allzu negativ auffiel. Somit ist „Fool“ in meinen Augen ein durchschnittlich witziges Hörbuch, welches allein durch Simon Jäger zu einem empfehlenswerten Titel aufsteigt. Auf dessen Konto geht mindestens ein Punkt meiner abschließenden Wertung, wenn nicht sogar noch mehr. Ich hoffe nur, dass die weiteren Titel von Christopher Moore, wie z.B. „Die Bibel nach Biff“, „Der Lustmolch“ oder „Ein todsicherer Job“ vom Witz her etwas tiefgründiger sind. Letzteres befindet mich nämlich ebenfalls in meiner Bibliothek und wartet noch darauf, gehört zu werden.

Meine Wertung: 6/10

Informationen:
Das Hörbuch hat eine Länge von 09 Std. und 51 Min. und ist ungekürzt für 20,95 Euro bei audible.de erhältlich. Im Flexi-Abo kostet der Titel dort wie gewohnt nur 9,95 Euro. Eine gekürzte, gut fünf Stunde lange Version ist ebenfalls dort verfügbar und kostet nur 15,95 Euro.

Der audible.de-Trailer zum Hörbuch ist unten eingebettet. Weitere Infos gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de

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