Tags: Epics, Helden, Reckoners, Schurken, Superkräfte, Widerstand
Genre: Science Fiction
Zehn Jahre ist es her, dass sich die Welt nahezu über Nacht komplett verändert hat: Wie aus dem Nichts tauchte damals eine Explosion am Himmel auf, die einem Teil der Menschen auf wundersame Weise außergewöhnliche Fähigkeiten verlieh. Doch die fortan als Epics bezeichneten Profiteure dieses Ereignisses nutzten ihre neu gewonnenen Superkräfte nicht, um der Menschheit Gutes zu tun, sondern um sich vor allem selbst zu bereichern und so viel Macht wie möglich an sich zu reißen – und zwar ohne eine einzige positive Ausnahme. Das musste auch David auf schmerzhafte Weise erfahren, dessen Vater bei einem verheerenden Anschlag vor den Augen des schockierten Achtjährigen von Steelheart, einem besonders mächtigen und scheinbar unverwundbaren Epic getötet wurde. Dieser hat seitdem ganz Chicago in seiner Gewalt und die Stadt in eine Stahlwüste voller Angst und Terror verwandelt. Doch David ist nicht nicht gewillt, dieser Schreckensherrschaft weiter widerstandslos zu unterwerfen, denn er hat seit dem Tod seines Vaters nichts anderes getan, als die Stärken und Schwächen der Epics genau zu studieren – und ist nun bereit für den Gegenschlag…
Mein erster Versuch mit Brandon Sanderson
Wenn man sich in der Buchbloggerwelt in den letzten Monaten mal ein wenig umgeschaut, kommt man um einen Autor kaum herum: Brandon Sanderson. Der Amerikaner ist inzwischen mit schier unzähligen Buchreihen auf dem Markt vertreten und wird allerorts für seine Werke euphorisch gefeiert. An mir persönlich ist dieser Hype bisher aber vorbeigegangen, was weniger daran liegt, dass ich die schriftstellerischen Fähigkeiten Sandersons angezweifelt habe, sondern vielmehr darin begründet ist, dass ich mit Fantasyromanen bis auf wenige Ausnahmen nicht allzu viel anfangen kann und mich seine Bücher daher nicht allzu sehr gereizt haben. Bei „Steelheart“ liegt der Fall jedoch ein wenig anders, denn dieses Buch ist zum einen im Science-Fiction-Genre angesiedelt und klang zudem vom Klappentext her viel zu verheißungsvoll, um einen Bogen darum zu machen – zumal sich auch hier die Rezensionen wieder (wenig überraschend) mit Lob förmlich überschlagen.
Eine außergewöhnliche Welt, die sich jedoch völlig natürlich anfühlt
Meine Erwartungshaltung war also entsprechend riesig und ich bin daher fast schon ein wenig skeptisch an die Lektüre gegangen – meine Zweifel haben aber gerade mal bis zum Prolog gehalten, denn dieser kommt bereits absolut filmreif daher. Dabei liefert Sanderson nicht einmal die zu erwartende erklärende Einführung in sein Superhelden bzw. besser gesagt Superschurken-Szenario, sondern schmeißt seine Leser direkt mitten hinein in eine Welt, in der es Menschen mit unvorstellbaren Fähigkeiten gibt und die wie Comicfiguren durch die Luft fliegen und per Fingerzeig Leben auslöschen oder Gebäude zerstören können. Und das Überraschende und zugleich Faszinierende daran – es fühlt sich sofort völlig natürlich an und man nimmt die Epics gleich als selbstverständlich hin. Auch im folgenden Verlauf des Buches gibt es keine Erklärung, die über den Klappentext hinausgeht, man hat aber auch nie das Gefühl, dass man eine bräuchte, um die Welt der Epics zu verstehen – das muss man als Autor bei so einem Szenario auch erst einmal schaffen.
Sympathische, skurrile und furchtlose Helden
Dank der tragischen und dramatischen Geschichte um David und seinen Vater weiß man auch gleich, dass man sich keine falschen Illusionen zu machen und auf den alle erlösenden Helden zu hoffen braucht – wer den Terror der Epics beenden will, muss das Heft selbst in die Hand nehmen, und David hat in den letzten zehn Jahren sein ganzes Leben darauf ausgerichtet. Äußerlich ist der 18-Jährige vielleicht nicht gerade derjenige, dem man die Rettung der Menschheit zutraut und wenn David überhaupt eine Superkraft vorzuweisen hat, dann wohl die wenig hilfreiche Fähigkeit, bei Metaphern (und deren Erklärungen) hoffnungslos zu versagen. Doch gerade dieses etwas tollpatschige Auftreten macht die Hauptfigur so sympathisch, was auch für das gesamte Team der „Reckoners“ geht, dem sich David anschließt, um die Epics zu bekämpfen. Jedes einzelne Mitglieder dieser kleinen Widerstandsgruppe hat seine eigenen Fähigkeiten und Macken, sodass kein einziger der Charaktere zu schmückendem Beiwerk verkommt, sondern auch wirklich für die Geschichte wichtig ist und jeder einzelne dem Leser durch seine spezielle Art ans Herz wächst. Mein persönlicher Favorit war hier übrigens der australische Schotte Cody, der mit seiner selbstironischen Art für einige amüsanten Szenen sorgt…
Fiese Schurken mit coolen Fähigkeiten
Mindestens genauso faszinierend sind aber auch die Gegenspieler, denen sich die Reckoners entgegenstellen müssen. Jeder der Schurken verfügt über individuelle außergewöhnlichen Fähigkeiten, besitzt aber ebenso auch einen besonderen Schwachpunkt, mit dem der jeweilige Epic verwundbar und dadurch besiegbar wird. Es macht einfach unglaublich Spaß, zu rätseln, wie man die einzelnen Epics ausschalten kann, zumal so mancher wunder Punkt auch ein wenig kurios daherkommt. Und irgendwie ist es auch ziemlich cool, dass bei Brandon Sanderson ausschließlich die Bösen mit solchen Fähigkeiten gesegnet sind, auch wenn man natürlich mit David und seinen Mitstreitern mitfiebert, die sich mit originellen und oft nicht weniger genialen Gadgets behelfen müssen.
Ein Buch wie ein Blockbuster
Auch in der Story selbst ist alles enthalten, was man von einem packenden Blockbuster erwartet: Fiese Schurken, mutige Helden, Dramatik und Action ohne Ende, ohne dabei jedoch die Story zu vernachlässigen, einen insgesamt hervorragenden Spannungsbogen, der nicht einmal ansatzweise Langeweile aufkommen lässt und ein spektakuläres Finale, das wirklich keine Wünsche offen lässt – und wer es wirklich unbedingt braucht, bekommt sogar noch eine kleine Romanze geboten. Und wenn mich überhaupt etwas an diesem Buch gestört hat, dann vielleicht die Tatsache, dass der Ausruf „Sparks!“ in der zweiten Hälfte etwas zu inflationär gebraucht wird, aber das ist nun wirklich eine Kleinigkeit. Wenn euch der Klappentext zu „Steelheart“ auch nur im entferntesten anspricht: Lest dieses Buch, ihr werdet nicht enttäuscht sein. Ich habe es jedenfalls in einem Rutsch ohne jegliche Unterbrechung durchgelesen und würde am liebsten sofort mit der Fortsetzung „Firefight“ weitermachen. Vielleicht ist an dem Sanderson-Hype ja doch etwas dran…
Cover: | |
Charaktere: | |
Story: | |
Atmosphäre: |
10/10