Glaubt man dem amerikanischem Autor Patrick S. Tomlinson und seinem Debütroman „The Ark – Die letzte Reise der Menschheit“, dann sieht die Zukunft unserer Spezies und unseres Planeten nicht besonders rosig aus. In seiner Welt wurde die Erde nämlich von einem gewaltigen Schwarzen Loch zerstört und von den derzeit über 7 Milliarden Menschen sind gerade einmal 50.000 Überlebende übrig geblieben, die sich auf einem gewaltigen Raumschiff vor ihrer Auslöschung retten konnten. Einer der wenigen Vorteile des Weltuntergangs: da die Passagiere der „Arche“ nach strengen Kriterien ausgewählt wurden, um für den Neubeginn auf dem weit entfernten Planeten Tau Ceti G die besten Voraussetzungen mitzubringen, ist Kriminalität praktisch kaum noch existent, sodass Detective Bryan Benson, die Hauptfigur dieses Science-Fiction-Romans, einen recht entspannten Arbeitsalltag hat und seine Aufmerksamkeit meist eher auf die Spiele der „Zero“-Meisterschaft richten kann. Ausgerechnet während der entscheidenden Schlussphase der Saison geschieht jedoch das Unfassbare: ein Wissenschaftler verschwindet spurlos. Unfassbar deshalb, weil an Bord des Schiffes alle Bewohner nicht nur rund um die Uhr mittels unzähliger Kameras unter Beobachtung stehen, sondern auch anhand von Implantaten zu jeder Zeit überwacht werden können. Mit der Ruhe ist es für Benson also vorbei – erst recht, als wenig später die Leiche des Vermissten gefunden wird…

Ein Krimi im Science-Fiction-Gewand

Wie man anhand der Ausgangssituation schon vermuten kann, handelt es sich bei „The Ark“ trotz des futuristischen Settings im Kern um einen Whodunit-Krimi, bei dem der Untertitel „Die letzte Reise der Menschheit“ zunächst ein wenig irreführend ist, da sich die Geschichte auf einen recht kleinen Personenkreis konzentriert und das Schicksal der menschlichen Spezies eher beiläufig erwähnt wird. So ist es anfangs vielleicht ein wenig schwierig, sich an Bord der Arche zurechtzufinden, zumal Patrick S. Tomlinson bei der Beschreibung der Schauplätze kleine Schwächen zeigt und es nicht immer schafft, den Ort der Handlung besonders anschaulich zu beschreiben. Das zeigt sich zum Beispiel auch am Beispiel des „Zero“-Sports, der in dieser Zukunftsvision zum Lieblings-Entertainment der Menschheit geworden ist und den der Autor immer mal wieder in die Geschichte einfließen lässt – wie allerdings die Regeln der Sportart funktionieren, versteht wohl nur Tomlinson selbst. Solch kleine Mängel kosten ein paar Punkte im Bereich Atmosphäre, auch wenn das Setting grundsätzlich immer noch interessant ist – man hätte hier allerdings noch ein wenig mehr rausholen können.

Kurzweilige, aber etwas simpel gestrickte Geschichte

Der Kriminalfall selbst hingegen bewegt sich auf einem ordentlichen Spannungsniveau und ist durchgehend unterhaltsam, fällt allerdings trotz des futuristischen Szenarios relativ gewöhnlich aus und ist eher simpel gestrickt – wer einen raffinierten Plot mit Wendungen am laufenden Band erwartet, dürfte sich hier etwas unterfordert fühlen. Zum Ende hin zieht Tomlinson das Tempo aber ordentlich an und liefert eine sehr gelungene Auflösung, die wirklich Lust auf den nächsten Band macht. Auch was den Protagonisten betrifft, so ist Detective Bryan Benson durchaus eine Figur, den man bei seinen Ermittlungen gerne begleitet. Die Charakterzeichnung ist in diesem ersten Band zwar vielleicht noch ein wenig oberflächlich, Benson hat aber stets einen unterhaltsamen Spruch auf Lager, welcher die Situation oft auflockert und immer mal wieder zum Schmunzeln einlädt – und wenn das nicht hilft, geht es eben mit dem sturen Kopf durch die Wand.

Ein guter Auftaktband, der Lust auf mehr macht

Insgesamt ist „The Ark – Die letzte Reise der Menschheit“ ein guter und spannender Roman, der sich aber eher an Science-Fiction-Einsteiger richtet. Auch Krimi-Fans, die mal ein wenig Abwechslung von irdischen Schauplätzen suchen und einem futuristischen Setting nicht abgeneigt sind, finden hier einen kurzweiligen Genre-Mix, der allemal für ein paar unterhaltsame Stunden sorgen kann. Wer sich hiervon angesprochen fühlt und weder einen besonders originellen Kriminalfall noch wissenschaftlich anspruchsvolle Fakten und Erklärungen liefert, wird mit dem Buch von Patrick S. Tomlinson gut bedient. Auch wenn „The Ark“ anscheinend als Trilogie angelegt ist, so kann man den Auftaktroman ohne Probleme auch als eigenständige Handlung betrachten und muss sich nicht zwangsläufig der kompletten Reihe verpflichten. Da es dem Autor aber wirklich sehr gut gelingt, seine Leser neugierig auf die Fortsetzung der Geschichte zu machen, dürfte es nach diesem interessanten Ende schwerfallen, der Arche und ihren Pionieren des neuen Sonnensystems nach nur einem Band den Rücken zu kehren.

Vielen Dank an Droemer Knaur für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! Link zum Buch

The Ark – Die letzte Reise der Menschheit (Children of a Dead Earth #1)
  • Autor:
  • Original Titel: The Ark
  • Reihe: Children of a Dead Earth #1
  • Umfang: 416 Seiten
  • Verlag: Knaur TB
  • Erscheinungsdatum: 3. April 2017
  • Preis Taschenbuch 9,99 €/eBook 9,99
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
7/10
Fazit:
Patrick S. Tomlinson liefert mit "The Ark – Die letzte Reise der Menschheit" einen unterhaltsamen Auftakt seiner "Children of a Dead Earth"-Reihe, der jedoch eher an Science-Fiction-Einsteiger gerichtet ist und mit seiner Whodunit-Story auch experimentierfreudigen Krimi-Fans ein spannendes interplanetares Abenteuer bietet – und mit dem starken Ende absolut Lust auf die weitere Reise macht.

Kommentar verfassen:

3 Antworten zu diesem Beitrag

  • Dass da an wichtigen Stellen die Tiefe fehlt, ist natürlich verdammt schade. Trotzdem reizt mich das Buch. Ich glaub ich werds mir dieses Jahr noch holen 😀

    • Ich fand es ja auch wirklich unterhaltsam und es ist ein gelungener und spannender Mix aus SciFi und Krimi. Wenn man Science Fiction aber vorrangig liest weil man wissenschaftliche Fakten und Zusammenhänge spannend findet, dann ist man hier meiner Meinung nach nicht ganz so gut aufgehoben.

      • Also ich mag wissenschaftliche Aspekte, aber ohne ist auch okay. Ist für mich keine Vorraussetzung 😀 (muss nur gut unterhalten)