Babylon Kult_Rezi

Eine Reihe mysteriöser Todesfälle sorgt in London für Aufmerksamkeit: Innerhalb von nur kurzer Zeit werden die verstümmelten Leichen von mehreren Männern aufgefunden, denen jeweils der Kopf und die Füße abgetrennt wurden. Noch schrecklicher als der Anblick, der sich den Ermittlern an den Fundorten bietet, ist jedoch die Erkenntnis, die aufgrund der gesammelten Spuren und Indizien unausweichlich ist: Allem Anschein nach wurden die Männer nicht ermordet, sondern haben sich selbst auf derart grausame Weise das Leben genommen. Zur gleichen Zeit untersucht der Journalist Adam Blackwood im schottischen Edinburgh den ähnlich rätselhaften Selbstmord eines Historikers, der ihm nur wenige Minuten vor seinem Tod noch völlig aufgeregt von einer bahnbrechenden Entdeckung über die Tempelritter berichtet hat – und dann aus freien Stücken sein Auto mit voller Fahrt gegen einen Baum setzt. Verstört und neugierig versucht Adam daraufhin, die Forschungen des Professors nachzuvollziehen um herauszufinden, welche sensationelle Enthüllung den Mann so sehr aus der Bahn geworfen hat, dass dieser so plötzlich sein Leben beendet hat…

Verschwörungen und Mysterien von Edinburgh über London bis nach Peru

Man muss nur einen kurzen Blick auf die Inhaltsbeschreibung des neuen Thrillers „Der Babylon-Kult“ zu werfen, um zu erahnen, wo die Prioritäten des Autors Tom Knox und seines Romans liegen: Maya-Ritualmorde, Tempelritter, Heiliger Gral, Rosslyn Chapel, mysteriöse Selbstmorde mit abgeschnittenen Körperteilen – eine allzu seriöse Geschichte sollte man wohl besser nicht erwarten, denn wer alle diese Zutaten so wild zusammen in einen Topf wirft, der hat es eindeutig in erster Linie auf kurzweilige Unterhaltung abgesehen. Und wer dabei auf eine Verschwörungsstory im Stil eines Dan-Brown-Romans hofft, der dürfte sich vermutlich bestätigt fühlen, wenn einer der drei Handlungsstränge des Buches an der spätestens seit „Sakrileg“ weltbekannten Rosslyn Chapel bei Edinburg einsetzt und ein offenbar etwas verwirrter Professor aufgeregt von den Tempelrittern und dem Heiligen Gral faselt. Als dieser dann nur wenige Augenblicke später verstörend euphorisch mit seinem Auto in den Tod fährt, ist nicht nur die Neugier des Journalisten Adam Blackwood geweckt – auch als sensationsgieriger Leser dürfte man an dieser Stelle anbeißen.

Blutrünstig, voyeuristisch und mit abenteuerlicher Logik – aber eben auch unterhaltsam

Wem dieser mysteriöse Selbstmord noch nicht ausreicht, für den hat Tom Knox noch zwei weitere Köder vorbereitet: zum einen eine noch bizarrere Suizid-Serie in London, bei der sich die Opfer selbst Füße und Köpfe abtrennen, und die Tausende von Kilometern entfernt stattfindende Ausgrabung an einer alten Kultstätte aus der Maya-Antike, wo eine junge Anthropologin auf Spuren für besonders grausame Ritualmorde des offenbar äußerst blutrünstigen Moche-Volkes stößt – die erstaunliche Parallelen zu den Todesfällen in Großbritannien aufweisen. Klingt ziemlich abstrus? Ist es auch, doch wie schon eingangs erwähnt erweckt „Der Babylon-Kult“ nicht einmal ansatzweise den Eindruck, ein glaubwürdiger oder wissenschaftlich korrekter Thriller sein zu wollen, sondern bietet genau das, was man anhand des Klappentextes erwarten darf: Reißerisch geschilderte Todesfälle, noch blutigere Darstellungen von schrecklichen Ritualen eines peruanischen Volksstammes und – weil Gewalt alleine wohl noch nicht ausgereicht hat – auch einige verstörende Sexualpraktiken, damit der heimliche Voyeur im Leser auch so richtig auf seine Kosten kommt. Und wenn man ehrlich ist, lebt das Buch in vielen Momenten auch eher von dieser Mischung aus Abscheu und verstörender Faszination, welche derartig explizite Szenen beim Lesen hervorrufen. Selbst wenn die Menschenopfer der Moche wohl tatsächlich historisch verbürgt sind, so nimmt sich Knox für seine Story doch einige erzählerische Freiheiten heraus und übertreibt hier nicht nur schamlos, sondern verbindet zudem auch verschiedene Mythologien wie die der Maya, Wikinger und Tempelritter auf durchaus sehr abenteuerliche Weise miteinander.

Ein zwar absurder, aber durchaus kurzweiliger Mystery-Thriller für Verschwörungsfans

Für Thrillerfans mit Anspruch ist „Der Babylon-Kult“ somit sicherlich ein rotes Tuch, man muss dem Autor aber zugestehen, dass er die verschiedenen Elemente seiner Geschichte auf überaus unterhaltsame Art miteinander verknüpft und bei all den Absurditäten auch dank der sehr freien Logik nie Langeweile aufkommt – man muss es halt nur mögen. Es ist zwar etwas schade, dass die Handlung nach der Zusammenführung der einzelnen Handlungsstränge etwas abfällt und danach hauptsächlich auf eher plumpe Action setzt, ingesamt bietet „Der Babylon-Kult“ aber genau das, was der Klappentext verspricht: eine abenteuerliche Story voller verstörender Gewalt und absurder Verschwörungstheorien und das alles an mythisch angehauchten und stellenweise sogar exotischen Schauplätzen – nicht mehr und nicht weniger. Die Hörbuchversion profitiert dabei sogar noch von einer Aufwertung durch die wieder einmal exzellente Lesung Uve Teschners, der von diesem Stoff aber ehrlicherweise genauso wenig gefordert wird wie die Gehirnzellen der Leser.

Der Babylon-Kult
  • Autor:
  • Sprecher: Uve Teschner
  • Original Titel: The Babylon Rite
  • Länge: 12 Std. 23 Min. (ungekürzt)
  • Verlag: Audible GmbH
  • Erscheinungsdatum: 13. Juni 2015
  • Preis 24,95 € (9,95 € im Audible-Flexi-Abo)
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Sprecher:
Gesamt:
7/10
Fazit:
„Der Babylon-Kult“ von Tom Knox ist sicherlich nichts für anspruchsvolle Thrillerleser, bietet Verschwörungsfans aber eine zwar absurde, dafür jedoch durchweg unterhaltsame Abenteuer-Geschichte, die dabei mit teilweise recht drastischen Gewalt- und Sexdarstellungen ganz ungeniert eher auf den Voyeurismus des Lesers statt auf Seriosität und wissenschaftliche Korrektheit setzt.

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2 Antworten zu diesem Beitrag

  • Dieses Buch hat wahrscheinlich zu viel Aktion und Abenteuer für mich. Shade eigentlich, denn die Hörprobe hört sich ganz gut an (was natürlich nicht überraschend ist). 🙂

    • Der Sprecher ist wirklich super und nach David Nathan mein Lieblingssprecher, aber ich würde dir das Buch selbst auch nicht unbedingt empfehlen 😉