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Sein neuer Auftrag führt „Problemlöser“ Paul Ondragon nach Brasilien, wo er einen verschollenen Nazi-Schatz sicherstellen soll.

Eben noch hat Paul Ondragon in seinem New Yorker Hotelzimmer in den Nachrichten von der Bergung des Flugschreibers einer vor zwei Jahren über dem Meer abgestürzten Air-France-Maschine gehört, da meldet sich wenige Sekunden später auch schon ein neuer Klient mit dem passenden Auftrag: Für den deutschen Bundesnachrichtendienst soll Ondragon mit seiner Assistentin Charlize nach Brasilien fliegen, wo die Trümmerteile des Flugzeugs untersucht werden. Besonders brisant: Ein Teil der Wrackteile stammt nicht von der französischen Maschine, sondern von einem verschollen geglaubten Nazi-Flugzeug, das vor Jahrzehnten mit einer geheimnisvollen Fracht plötzlich spurlos vom Radar verschwunden ist. Für den BND soll Ondragon nun das Logbuch des Flugzeugs sicherstellen, was angesichts Pauls extremer Bücherphobie eher für Schweißausbrüche statt Begeisterung sorgt. Die Deutschen bieten aber nicht nur jede Menge Geld, sondern haben auch ein äußerst wirksames Druckmittel in der Hinterhand…

Ondragons neuer Auftrag schickt den Problemlöser nach Brasilien auf die Spuren eines Nazi-Schatzes

„Ondragon: Nullpunkt“ ist der dritte Band der Thriller-Reihe von Anette Stohmeyer um den unkonventionellen Ermittler Paul Eckbert Ondragon, seines Zeichens Problemlöser für äußerst knifflige und vor allem nicht immer legale Fälle. So lange das Geld stimmt und der Auftrag die Neugier des unter der Tarnung eines Unternehmensberaters in aller Welt arbeitenden Alleskönners weckt, ist Ondragon keine Aufgabe zu schwer – im Gegenteil: Je heikler der Auftrag, umso größer sein persönlicher Ehrgeiz. Sein aktueller Job ist für Ondragon aber aus einem weiteren Grund hochinteressant, denn der Bundesnachrichtendienst lockt ihn mit Einblicken in seine geheime Akte, von der er sich so manche neue Erkenntnisse bezüglich seiner Familiengeschichte erhofft. Und so muss er dann auch nicht lange überlegen, ob er die Reise nach Fortaleza, Brasilien, antritt.

Die Arbeit des Physikers Nikola Tesla als Aufhänger für einen Mystery-Thriller

Wie man an der Inhaltsbeschreibung schon erahnen kann, darf man auch vom dritten Teil der Ondragon-Reihe keine besonders realistische Geschichte erwarten. Nach menschenfressenden Indianermythen in „Menschenhunger“ und haitianischen Zombies in „Totenernte“ muss er nun also einen legendenumrankten Nazi-Schatz bergen, der geheime Technologien aus dem Zweiten Weltkrieg beinhalten soll. Als Hauptmotiv des Buches dient hier die Arbeit des serbischen Wissenschaftlers Nikola Tesla, der auf dem Gebiet der Elektrotechnik einige bahnbrechende Erfindungen vorzuweisen hatte. Wie schon bei den Vorgängern besteht auch der dritte Band wieder aus zwei verschiedenen Erzählsträngen, von denen der zweite im Jahr 1899 im direkten Umfeld Teslas spielt und einen Einblick in dessen ungewöhnliche und von außen betrachtet äußerst beunruhigenden Arbeiten liefert.

Augenzwinkerndes Action-Abenteuer

Erfreulicherweise wissen die Geschichten auf beiden Zeitebenen zu überzeugen. Während der Tesla-Erzählstrang eine unterhaltsame und von ein paar Mystery-Elementen angereichterte Physikstunde bietet, liefert sich Ondragon in der Gegenwart ein aufregendes Katz-und-Maus-Spiel über den halben Erdball, das ihn von den Favelas Brasiliens über das stimmungsvolle Casablanca (Marokko) bis in die glühend heiße Sahara führt. Gerade vor dem Hintergrund des Nazi-Schatzes hat das zuweilen etwas von einem Indiana-Jones-Abenteuer. Dass man dabei die Glaubwürdigkeit mancher Ereignisse nicht immer hinterfragen sollte, versteht sich von selbst, aber die Geschichte nimmt sich ohnehin selbst nicht zu ernst – so hat Ondragon zu Beginn der Geschichte beispielsweise gerade die Karriere eines französischen Spitzenpolitikers zerstört, dessen Zimmermädchen-Affäre in einem New Yorker Hotelzimmer doch ganz stark an einen gewissen Dominique Strauss-Kahn erinnert. Solche kleinen Gags lockern die Geschichte aber angenehm auf und machen immer wieder deutlich, dass der Unterhaltungsaspekt hier ganz klar im Vordergrund steht – auch wenn die Autorin im Nachwort auf ihre Recherchen und die historisch verbürgten Persönlichkeiten hinweist.

Spannende Fortsetzung der Ondragon-Reihe

So ist auch „Nullpunkt“ wieder ein sehr kurzweiliges Thriller-Abenteuer mit einer packenden Geschichte, exotischen Schauplätzen und einer interessanten Hintergrundgeschichte um den Physiker Nikola Tesla. Zwar wird die persönliche Geschichte des Paul Ondragon nur minimal weitergeführt und auch dessen kuriose Buch-Phobie wird im dritten Aufguss langsam etwas albern, dafür darf aber dessen reizende Assistentin Charlize in die Bresche springen und bekommt endlich mal die verdiente Aufmerksamkeit (genau das hatte ich mir bei der Rezension zum zweiten Band noch gewünscht…). Für meinen Geschmack hätte der Mystery-Anteil zwar noch etwas höher sein können, dennoch habe ich mich insgesamt wieder sehr gut unterhalten gefühlt und freue mich schon auf den nächsten Band. Ich bin gespannt, wohin sein neuer Auftrag Ondragon dann hinführen wird – nach nordamerikanischer Wildnis, haitianischen Tropen, brasilianischen Favelas und afrikanischer Wüste wäre ein Einsatz in den Bergen oder (Ant-)Arktis vielleicht mal ganz interessant…

http://www.youtube.com/watch?v=QtyzDaS8QbA

Ondragon: Nullpunkt
  • Autor:
  • Original Titel: Ondragon: Nullpunkt
  • Umfang: 502 Seiten
  • Verlag: Psychothriller GmbH
  • Erscheinungsdatum: 26. Februar 2014
  • Preis eBook 6,99 €
Cover:
Charaktere:
Story:
Atmosphäre:
Gesamt:
8/10
Fazit:
Ein weiteres unterhaltsames Ondragon-Abenteuer, das mit actionreicher Geschichte, interessantem Hintergrund und exotischem Setting überzeugt.

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