Hörbuchcover
Autor: John Maddox Roberts
Sprecher: Erich Räuker
Länge: 08 Std. 48 Min. (ungekürzt)
Anbieter: Audible GmbH
Originaltitel: The Sacrilege
Preis: 20,95 € (9,95 € im Flexi-Abo von Audible.de)

Inhaltsbeschreibung von audible.de:
Rom im Jahre 63 vor Christus: Ein Skandal erschüttert die Stadt. Beim Ritus der „Bona Dea“, bei dem nur verheiratete Frauen anwesend sein dürfen, wird ein Mann entdeckt. Decius Caecilius Metellus, Kommandeur der Polizei, ahnt, dass zwischen diesem Frevel und einer Serie von Morden, bei der die Opfer alle ein seltsames Mal auf der Stirn tragen, ein Zusammenhang bestehen muss. Decius Caecellus metellus nimmt die Fährte auf und muss schon bald um sein Leben kämpfen…

Meine Hörbuchbesprechung:
Als der Römer Decius Caecilius Metellus von seinem Armeeaufenthalt in Gallien nach Rom zurückkehrt, wartet dort sein Vater mit einer guten Nachricht auf ihn: Decius wurde vor kurzem in den Rang eines Senators aufgenommen, was seine politische Karriere weiter voranbringt. Allzu lange kann er sich jedoch nicht auf seinem Erfolg ausruhen, denn schon kurz nach seiner Ankunft ist wieder sein detektivischer Spürsinn gefragt. Als der für das Amt des Konsuls kandidierende Mamercus Capito nämlich während eines von ihm ausgerichteten Empfangs plötzlich ermordet wird, macht sich Decius an die Aufklärung des Verbrechens – auch aus Eigeninteresse, denn bei der gleichen Feierlichkeit beobachtet sein Sklave, wie ein Diener das Essen seines Herrn vergiftet. Gibt es ein Zusammenhang zwischen dem Mord an Capito und dem versuchten Anschlag auf sein Leben?

Der Bona-Dea-Skandal und eine Mordserie erschüttern das Römische Reich

Während Decius noch überlegt, inwieweit sein Erzfeind Clodius in die Ereignisse verwickelt ist, wird das Alltagsleben in Rom von einem noch größeren Skandal überschattet. In einer außergewöhnlichen Senatssitzung erfährt Decius, dass ausgerechnet Clodius dabei erwischt wurde, wie er sich als Frau verkleidet in das Haus von Julius Caesar geschlichen hat. Dort fand zu dem Zeitpunkt ein Ritual zur Verehrung Bona Deas, der römischen Göttin der Fruchtbarkeit, statt, zu dem ausschließlich verheiratete Frauen zugelassen sind. Decius wird von einem mächtigen Freund beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen, und gerät dabei selbst in große Gefahr…

Eine neuer Verschwörung für den römischen Ermittler Decius Caecilius Metellus

Ich habe nun bereits drei der insgesamt 13 SPQR(Senatus Populus Que Romanus)-Hörbücher von John Maddox Roberts gehört, und jedes Mal stehe ich beim Schreiben der Rezension vor dem gleichen Problem: Es fällt mir enorm schwer, die wichtigen Handlungsstränge herauszufiltern und für eine kurze Inhaltsangabe zusammenfassen, da mich die Bücher immer ein klein wenig überfordern. Das liegt aber weniger an der Story an sich, denn diese ist in der Regel gar nicht so kompliziert wie es zwischenzeitlich den Anschein hat. Auch bei „Der Frevel des Clodius“, dem dritten SPQR-Roman, geht es natürlich wieder einmal um eine politische Verschwörung, die selbstredend nur darauf wartet, von dem römischen Freizeit-Ermittler Decius Caecilius Metellus aufgedeckt zu werden. Ausgeschmückt wird die Geschichte wie gewohnt mit ein paar gewaltsamen Todesfällen, einer Reihe handfesten Auseinandersetzungen sowie schönen Frauen, die den fast ausschließlich männlichen Protagonisten den Kopf verdrehen.

Komplexe und schwer überschaubare Figurenkonstellation

Viel schwieriger ist es hingegen, die in die Handlung involvierten Personen miteinander in Beziehung zu setzen, denn es gibt 1.) jede Menge erwähnte Figuren und 2.) heißen diese auch alle sehr ähnlich, was es nicht einfacher macht, diese auseinander zu halten. Außerdem muss man sich als Hörer auch noch einprägen, welcher Charakter welches politische Amt oder welche gesellschaftliche Stellung innehat und welche Hierarchie sich daraus ergibt. Das ist gerade für Geschichtsbanausen wie mich nicht leicht, da John Maddox Roberts in dieser Hinsicht auch nicht sonderlich viel Hilfestellung leistet. Das politische System wird praktisch als bekannt vorausgesetzt und man sehnt sich fast nach einem Organigramm, um bei dem Beziehungsgewirr noch den Überblick zu behalten. Es macht sich aber positiv bemerkbar, wenn man von Anfang an bei der SPQR-Reihe dabei ist, denn dadurch kennt man bereits einige der wichtigsten Figuren und hat ihren Lebensweg auch schon ein wenig mitverfolgt, was ohne Frage für das Verständnis der Geschichte überaus hilfreich ist.

Sehr dichte Atmosphäre und hohe Authentizität

Wenn das Zuhören aufgrund der oben aufgeführten Probleme also so schwierig und anstrengend ist, warum tue ich mir die Hörbücher dann immer wieder an? Ganz einfach: Die Romane von John Maddox Roberts sind atmosphärisch unglaublich dicht und geben das Leben im alten Rom sehr authentisch wieder. Man fühlt sich beim Hören fast so, als würde man selbst durch die dreckigen Straßen der zwielichtigen Viertel Roms wandern oder an hitzigen Senatssitzungen teilnehmen. Wahrscheinlich war Geschichtsunterricht selten anschaulicher und spannender als bei den SPQR-Büchern, denn selbst wenn man nicht jedes Detail der Handlung versteht, so sorgt das Eintauchen in diese andere Welt doch dafür, dass die Zeit erstaunlich schnell verfliegt und man dennoch einiges über das Leben im alten Rom erfährt. Zwar habe ich mich wieder das ein oder andere Mal dabei erwischt, wie ich aufgrund Roberts‘ teilweise etwas ausufernder Geschwätzigkeit kurzzeitig mit den Gedanken ein wenig abgeschweift bin, doch das ist nicht allzu tragisch. Besonders gut gefällt mir bei den Geschichten immer, wie der Autor historische Persönlichkeiten wie Julius Caesar oder Pompeius und berühmte Ereignisse in seine Geschichten integriert. Auch „Der Frevel des Clodius“ basiert wieder lose auf einer wahren Begebenheit und thematisiert den Bona-Dea-Skandal des Jahres 62. v. Chr., als Clodius tatsächlich beim Eindringen in Caesars Haus entdeckt wurde – und das wie im Buch geschildert in Frauenkleidern… Der dritte SPQR-Band punktet zudem mit einigen interessanten neuen Nebenfiguren wie Decius‘ frechem Sklaven Hermes oder Caesars Nichte Julia, die den Protagonisten bei seinen Ermittlungen unterstützen.

Der Sprecher:
Natürlich wird auch der dritte Teil der Reihe wieder von Erich Räuker gesprochen, dessen Stimme man als routinierter Fernsehzuschauer aus zahlreichen Produktionen kennen dürfte (u.a. deutsche Stimme von Mandy Patinkin in „Criminal Minds“ oder Carlos Rota in „24“). Und wenn dem Sprecher eine Geschichte auf den Leib geschneidert ist, dann sind es John Maddox Roberts‘ Erzählungen aus dem alten Rom. Räuker passt nämlich wirklich perfekt zur Hauptfigur Decius Caecilius Metellus und fängt dessen Charme bestmöglich ein. Auch der zuweilen ironische Ton der Vorlage wird vom Sprecher wunderbar süffisant umgesetzt, was das Lauschen der Lesung zu einer großartigen Unterhaltung macht. Faszinierend ist auch, dass Räuker durch winzige Schwankungen seiner Stimme in die unterschiedlichsten Rollen schlüpft und diese trotz der nur sehr feinen Nuancierungen jederzeit eindeutig zu identifizieren sind.

Schlussfazit:
Wie schon die beiden Vorgänger ist auch der dritte Band der SPQR-Reihe, „Der Frevel des Clodius“ wieder keine leichte Krimikost, die man mal so nebenbei hören kann. Man muss sich beim Hören wirklich konzentrieren, um die Figurenkonstellationen und das römische Machtgefüge zu erfassen und einzuprägen, denn sonst hat man kaum eine Chance, der Geschichte richtig zu folgen – wenngleich diese im Grundgerüst eigentlich gar nicht so komplex ist. Hier rate ich wirklich dringend, nicht mitten in die Serie einzusteigen sondern beim ersten Teil zu beginnen, da man so besser mit den Charakteren „heranwächst“ und man deren Beziehungen untereinander gedanklich einfach besser auf die Reihe bekommt.

Anspruchsvolle, aber spannende und amüsante Geschichtsstunde

Nur dann bekommt man nämlich einen unterhaltsamen, spannenden, amüsanten und vor allem lehrreichen Kriminalroman geboten, dem man sich trotz gelegentlicher Längen nur sehr schwer entziehen kann. Mit dem direkten Vorgänger hatte ich zwar noch so meine Probleme, doch SPQR 3 ist für mich wieder ein Schritt in die richtige Richtung und hat mir neue Motivation gegeben, der Reihe weiter die Treue zu halten. Wer sich also auch nur ein bisschen für das Römische Reich interessiert und gerne ein wenig in das damalige Leben eintauchen möchte, der wird mit den Büchern von John Maddox Roberts wirklich bestens bedient. Die Hörbucher sind zwar schon ein wenig speziell und nicht für die breite Masse geeignet, doch man sollte ihnen zumindest einmal eine Chance geben.

Meine Wertung: 7/10

Informationen:
Das Hörbuch “Der Frevel des Clodius (SPQR 3)” hat eine Länge von 8 Stunden und 48 Minuten und ist ungekürzt für 20,95 € bei audible.de erhältlich (9,95 € im Flexi-Abonnement). Der Trailer zum ersten Teil der Serie ist unten eingebettet, weitere Informationen gibt es auf der Detail-Seite bei audible.de.

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