Autor: Chris Carter
Umfang: 416 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch
Erscheinungsdatum: 11. Mai 2012

Klappentext:
Wenn es Nacht wird in Los Angeles gibt es einen Mann, der keinen Schlaf findet. Von Alpträumen geplagt, ist er auf der Suche nach seinem nächsten Opfer. Er ist ein kaltblütiger Killer. Nur einer kann ihn aufhalten: Robert Hunter – Polizist, Profiler, Held des LAPD. Er weiß, wo ersuchen muss. Die Jagd hat längst begonnen. Schlaf schön, L.A.!

Meine Buchbesprechung:
Detective Robert Hunter vom Morddezernat I der Abteilung für Mord und bewaffneten Raubüberfall hat gerade erst vor Gericht als Zeuge ausgesagt, als er auch schon zu einem neuen Tatort gerufen wird. In einer verlassenen Fleischerei wurde eine nackte Frauenleiche gefunden, die auf den ersten Blick unversehrt ist. Allerdings wurden dem Opfer der Mund und die Vagina mit dicken Fäden amateurhaft zugenäht. Als Hunter verspätet am Tatort eintrifft, befindet sich die Leiche bereits zur Autopsie in der Gerichtsmedizin, um diese nicht noch länger den hohen Temperaturen aussetzen zu müssen.

Eine Frauenleiche explodiert bei der Autopsie und reißt zwei Menschen in den Tod

Während Hunter mit seinem Partner Carlos Garcia in der Fleischerei noch mit der Spurensicherung beschäftigt ist, hat Dr. Jonathan Winston im Rechtsmedizinischen Institut von Los Angeles schon mit der Obduktion des Opfers begonnen. Auch er kann auf den ersten Blick keine Anzeichen für die Todesursache finden, entdeckt jedoch bei genauerer Untersuchung des Unterleibs einen merkwürdigen Gegenstand im Körper der Frau. Vorsichtig durchtrennt er die Fäden im Geschlechtsbereich und entnimmt den Fremdkörper – mit fatalen Folgen. Sekundenbruchteile später zerstört eine große Explosion das Labor und reißt Dr. Winston und seinen Assistenten mit in den Tod. Als Robert Hunter vom Ableben des Gerichtsmediziners erfährt, reagiert er geschockt: Er war jahrelang mit Dr. Winston eng befreundet und sieht sich nun mit seinem wohl persönlichsten Fall konfrontiert…

Dritter Band der erfolgreichen Robert-Hunter-Reihe 

„Der Knochenbrecher“ von Chris Carter ist bereits der dritte Band mit den Detectives Robert Hunter und Carlos Garcia, nachdem der brasilianische Autor bereits mit „Der Kruzifix Killer“ und „Der Vollstrecker“ große Erfolge gefeiert hat. Der neue Fall der beiden beginnt für das Ermittlerduo und die Leser direkt mit einem Schock: Dr. Jonathan Winston, der sympathische Gerichtsmediziner aus den beiden Vorgängern, stirbt direkt zu Beginn durch eine hinterhältig platzierte Bombe. Die beiden Detectives reagieren tief betroffen und stürzen sich mit vollem Einsatz in die Ermittlungsarbeit, doch es wird auch sehr schnell klar, dass der Anschlag nicht den Pathologen gegolten hat. Mit der Bombe sollte ursprünglich die junge Frau sterben, die aber offenbar bei einer Panikattacke vor Angst erstickt ist, bevor der Bewegungsmechanismus der perfiden Konstruktion ausgelöst werden konnte. Das macht es für Hunter und Garcia aber nicht unbedingt einfacher, denn das Opfer konnte noch nicht identifiziert werden und der Leichnam wurde bei der Explosion vollständig zerstört. Die beiden Detectives müssen sich also mühsam durch die Vermisstenakten kämpfen, um überhaupt einen Ansatzpunkt für die Ermittlungen zu finden. Unterdessen treibt der Mörder aber weiter sein Unwesen und es dauert nicht lange, bis eine weitere Frauenleiche mit zugenähten Körperöffnungen auftaucht…

Etwas ruhiger als die beiden Vorgänger, aber immer noch sehr spannend

Manchmal muss man sich ja um den Geisteszustand gewisser Thrillerautoren schon ein wenig Sorgen machen, bei allen Grausamkeiten, die sie sich für ihre Bücher ausdenken. Besonders bei den Werken von Chris Carter fragt man sich gelegentlich, wie man überhaupt auf so grauenhafte Ideen kommen kann. Und wer nach der Lektüre der ersten beiden Bücher denkt, er hätte schon alles gesehen, der irrt wieder mal gewaltig. Doch trotz der abstoßenden Tötungsmethoden hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass der Autor im dritten Anlauf etwas weniger reißerisch geschrieben hat als zuvor. Gleichzeitig wirkt auch die Handlung etwas ruhiger als gewohnt und weist zumindest in der ersten Hälfte nicht ganz so ein hohes Tempo auf wie die beiden Vorgänger. Obwohl die Story immer noch sehr spannend ist, fehlte mir ein wenig der gewohnte Thrill und dieser besondere Nervenkitzel, den ich zum Beispiel bei „Der Vollstrecker“ durchgehend verspürt habe. Auch verfügt „Der Knochenbrecher“ nicht über das hohe Maß an überraschenden Wendungen. Stellenweise hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass die bewährte Erzählweise von Chris Carter langsam erste Abnutzungserscheinungen aufweist, denn auch die obligatorischen Cliffhanger am Kapitelende kommen nicht mehr ganz so überraschend und sind auch weniger wirkungsvoll in Szene gesetzt. Glücklicherweise nimmt die Geschichte in der zweiten Hälfte dann wieder deutlich an Fahrt auf, kann nun auch wieder voll mitreißen und bietet ein fesselndes und dramatisches Finale, wie man es vom Autor gewohnt ist.

Ein weiblicher „Gast-Ermittler“ und private Einblicke in Robert Hunters Kindheit

Bei „Der Knochenbrecher“ gibt es diesmal zudem eine kleine Besonderheit, denn mit der Privatdetektivin Whitney Myers bringt Carter eine dritte Ermittlerfigur ins Spiel, die auf der Suche nach einer vermissten Musikerin ist. Als Thrillerfan ahnt man natürlich sofort, dass dieser Fall mit den Frauenmorden in Verbindung steht. Das Auftreten der selbstbewussten Ex-Polizistin bringt frischen Wind in die Handlung und setzt einige Reizpunkte, da die hartnäckige Myers sich von den Detectives nicht so einfach abspeisen lässt und sich ihre Wege immer wieder kreuzen. Außerdem erfährt man zumindest im ersten Drittel einige private Hintergrundinformationen zur Figur des Robert Hunter, die manche seiner Eigenheiten erklären. Diese intimen Einblicke kamen in den Vorgängern kaum vor und sorgen dafür, dass die Bindung zwischen Leser und Hauptfigur noch ein wenig enger wird. Auch beim dritten Mal macht es einfach viel Spaß, das gut funktionierende und überaus sympathische Ermittler-Duo bei der Polizeiarbeit zu begleiten. Allerdings ist auch nicht wirklich eine Entwicklung bei den beiden Charakteren erkennbar, gerade Carlos Garcia hätte langsam mal eine gesteigerte Aufmerksamkeit verdient.

Schlussfazit:
Wer schon die ersten beiden Robert-Hunter-Romane mochte, der wird auch mit dem dritten Band der Reihe wieder seine Freude haben. Auch für Einsteiger eignet sich „Der Knochenbrecher“ sehr gut, weil der Thriller im Vergleich zu den Vorgängern etwas weniger reißerisch und abstoßend ist – was aber nicht heißt, dass es in der Geschichte harmlos zur Sache geht. Immer noch sorgen die verstörenden Einfälle des Autors für gelegentliches Kopfschütteln, tragen aber andererseits auch viel zur Faszination der Bücher bei. Vom Niveau her würde ich den dritten Teil ungefähr auf einem Level mit „Der Kruzifix Killer“ einordnen, an die nervenzerreißende Spannung von „Der Vollstrecker“ kommt der neue Band meiner Meinung nach nicht ganz heran – dafür ist die Geschichte vor allem in der ersten Hälfte einen Tick zu ruhig.

Gewohnt spannender Chris-Carter-Thriller, aber etwas schwächer als der Vorgänger

Das alles ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau, denn wer auf packende und heftige Thrillerunterhaltung steht, der kommt auch an „Der Knochenbrecher“ nicht wirklich vorbei. Warum das Buch, das im englischen Original einigermaßen passend „The Night Stalker“ heißt, in der deutschen Version aber gerade diesen Titel trägt, erschließt sich mir auch nach der Lektüre nicht wirklich. Das hat aber natürlich keinen Einfluss auf die Qualität und so kann ich auch das dritte Buch um den schlaflosen Detective wieder jedem Thrillerliebhaber wärmstens empfehlen.

Meine Wertung: 8/10

Informationen:
Der Titel „Der Knochenbrecher“ von Chris Carter ist im Ullstein Taschenbuch Verlag erschienen und hat einen Umfang von 416 Seiten. Das Buch kann für 9,99 € hier bestellt werden. An dieser Stelle auch vielen Dank an den Ullstein Verlag und Bloggdeinbuch.de, die mir das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!

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