Autor: Chris Carter
Umfang: 496 Seiten
Verlag: Ullstein Taschenbuch

Klappentext:
Ein Priester wird geköpft, seiner Leiche ein Hundekopf aufgesetzt. Eine Frau verbrennt bei lebendigem Leibe in einem verlassenen Haus. Eine weitere wird an den Füßen aufgehängt und in ihrer eigenen Badewanne ertränkt. Detective Robert Hunter und sein Kollege Garcia sind auf der Jagd nach einem brutalen und gewissenlosen Killer. Ein Killer ohne Erbarmen, der weiß, was seine Opfer am meisten fürchten.

Meine Buchbesprechung:
Als die Detectives Robert Hunter und Carlos Garcia am frühen Morgen zu einem neuen Tatort gerufen werden, ahnen sie noch nicht, was für ein Bild des Schreckens sich ihnen dort bieten wird. In einer Kirche in einem der sozial schwächeren Viertel von Los Angeles wurde ein Priester ermordet – doch dabei alleine hat es der Täter nicht belassen. Vater Fabian wurde mit einem scharfen Gegenstand enthauptet, vom Kopf des Toten fehlt aber jede Spur. Stattdessen wurde dem Geistlichen ein Hundekopf auf den Rumpf gesetzt, außerdem hat der Mörder die Kirche in ein Blutbad verwandelt und den Altarbereich scheinbar wild mit Blut bespritzt. Auf Hinweise auf die Identität des Killers und sein Motiv hoffen Hunter und sein Partner vergebens, laut der Aussage eines Messdieners war der Priester überall sehr beliebt. In der Kammer von Vater Fabian finden die Detectives jedoch unzählige Tagebücher, in denen möglicherweise der Grund für dessen Tod zu finden ist.

Ein enthaupteter Priester – die Tat eines Serienmörders?

Bei der Obduktion des Toten kommen dann aber weitere beunruhigende Erkenntnisse ans Tageslicht. Auf der Brust des Opfers fand der Gerichtsmediziner nämlich die mit Blut geschriebene Zahl „3“ – das Blut stammt aber nicht von dem Priester selbst. Zur Überraschung von Robert Hunter gehört das Blut zu einer Frau, die außerdem auch noch schwanger gewesen sein muss. Noch mehr Sorgen macht der Polizei aber die Ziffer selbst: Bedeutet die „3“, dass in Los Angeles wieder einmal ein Serienkiller unterwegs ist, der schon zwei weitere Opfer auf seinem Gewissen hat?

Zweiter Band der Robert-Hunter-Reihe des Brasilianers Chris Carter

„Der Vollstrecker“ ist der zweite Thriller des brasilianischen Schriftstellers Chris Carter, nachdem bereits im Vorgänger „Der Kruzifix Killer“ Detective Hunter und sein Partner Garcia Jagd auf einen grausamen Serienkiller gemacht haben – für Garcia mit fast verheerenden Folgen, denn er konnte damals erst in letzter Sekunde aus den Fängen des Mörders gerettet werden. Mittlerweile ist er aber wieder fast der Alte und arbeitet mit Robert Hunter beim Morddezernat I der Abteilung für Mord und bewaffneten Raubüberfall des L.A.P.D., wo es die beiden für gewöhnlich mit den ganz üblen Fällen zu tun bekommen. Gleich zu Beginn gibt es für die beiden Ermittler aber noch eine Überraschung, denn sie bekommen mit Captain Barbara Blake eine neue Chefin vor die Nase gesetzt. Die selbstbewusste und resolute Frau lässt gleich zu Beginn keine Zweifel daran, dass sie sich von ihren Detectives nicht auf der Nase herumtanzen lassen wird und über jeden Schritt der Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten werden will. Obwohl Hunter die faire und offene Art seiner Vorgesetzten von Anfang an zu schätzen weiß, sorgt das Dienstverhältnis zwischen ihm und Blake im Verlauf der Handlung noch für so manchen heftigen Konflikt.

Sympathisches und äußerst kompetentes Ermittlerduo – fast schon zu perfekt

Wie schon der Vorgänger sammelt auch „Der Vollstrecker“ wieder mächtig Punkte durch sein sehr homogenes Ermittlerduo. Sowohl Robert Hunter als auch Carlos Garcia sind durchweg sympathisch, vor allem da sie immer wieder auch ihre menschliche und einfühlsame Seite zeigen. Trotzdem sind sie der grauenhaften Mordserie absolut gewachsen und zeigen im Dienst eine konsequente Entschlossenheit, die auch mal zu unangenehmen Meinungsverschiedenheiten mit ihrer Vorgesetzten führt. Die Geschichte ist erneut überwiegend auf Robert Hunter ausgerichtet, dessen Karriere bisher im Schnelldurchgang vorangeschritten ist. Hunter ist überdurchschnittlich intelligent und sehr belesen, wodurch er oft ein wenig allwissend erscheint. Immer wieder stellt er blitzschnell überraschende Zusammenhänge her, was nicht nur seinen Partner Garcia regelmäßig in Staunen versetzt. Allerdings hat auch der brillante Detective seine Lasten zu tragen, vor allem seine chronischen Schlafstörungen setzten ihm zu – oft bekommt Robert nur zwei bis drei Stunden Schlaf in der Nacht, was ihn körperlich des öfteren arg strapaziert. Carlos Garcia steht weitaus weniger im Fokus der Story, bildet aber die perfekte Ergänzung zu Hunter. Er steht ihm als loyaler Partner zur Seite und kommt auch menschlich gut mit Robert aus, wodurch die beiden zu einer sehr starken Einheit werden. Auch wenn das Duo manchmal fast ein wenig zu perfekt wirkt, so funktionieren Hunter und Garcia doch hervorragend als Identifikationsfiguren und Sympathieträger.

Schonungslos brutal und schockierend

Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Vorgänger ist das sehr hohe Maß an Brutalität. Chris Carter hat sich erneut einige schockierende Grausamkeiten einfallen lassen, wie schon der blutige Auftakt in der Kirche andeutet. Natürlich bleibt es nicht lange bei diesem einen Mord und der Autor lässt noch eine Reihe weiterer äußerst unappetitlicher Todesfälle folgen. Allerdings ist Carter in seinen Schilderungen manchmal ein wenig zu reißerisch und damit meine ich nicht einmal die Gewaltdarstellungen selbst. Doch wenn die Tatortbegehung zum wiederholten Mal mit der Warnung eines Polizisten beginnt, er hätte ja in seiner Karriere schon einiges gesehen, aber dieser Mord sei mit Abstand das Scheußlichste, dann ist das schon etwas übertrieben – gleiches gilt für die regelmäßigen Übelkeitsanfälle. Denn wenn wieder mal eine Leiche grausam entstellt aufgefunden wird, dauert es meist nicht lange, bis einer der Polizisten seinen Mageninhalt wieder an die Oberfläche bringt.

Spannend und reich an überraschenden Wendungen – mit einem Hauch Übersinnlichem

Die Story folgt ebenfalls dem aus dem Vorgänger bekannten Erfolgskonzept, welches hauptsächlich aus den sehr brutalen Morden, dem tollen Ermittlerduo Hunter/Garcia und den unglaublich fiesen Cliffhangern besteht. Die Kapitel des Buches sind durchgängig kurz und knackig und enden zuverlässig mit einer überraschenden Wendung oder einer im letzten Moment abgebrochenen Enthüllung, sodass man als Leser fast schon gezwungen wird, noch ein weiteres Kapitel zu lesen. Da dieses dann aber ähnlich endet, lässt sich das Buch nur sehr schwer wieder aus der Hand legen. Für frischen Wind sorgt zudem die Rolle der Mollie Woods, einer 17-jährigen Ausreißerin, die mit einer außergewöhnlichen Zeugenaussage das Interesse von Robert Hunter weckt. Das Mädchen verfügt nämlich über annähernd hellseherische Fähigkeiten und hat immer wieder Visionen aus der Sicht des Mörders. Zwar haben Hunter und vor allem Garcia anfangs ihre Zweifel an der Glaubwürdigkeit Mollies, doch diese kann die beiden Cops mit bemerkenswerten Informationen auf ihre Seite bringen. Zugegebenermaßen bewegt sich Chris Carter hier auf einem schmalen Grat und ich konnte mich mit dieser übersinnlichen Ebene nicht gleich anfreunden, da diese in meinen Augen nicht unbedingt zum Rest passt. Glücklicherweise übertreibt es der Autor damit aber auch nicht, außerdem sorgt die interessante Hintergrundgeschichte des Mädchens immer wieder für Abwechslung und zusätzliche Verwirrung, wenngleich die Auflösung dieser kleinen Nebenhandlung ein wenig vorhersehbar ist. Dafür überzeugt der Schluss der Hauptstory auf ganzer Länge und überrascht zudem mit einer tiefgründigen und bewegenden Erklärung für die Taten des Killers.

Schlussfazit:
Wie schon im ersten Band bietet auch der Nachfolger „Der Vollstrecker“ wieder ultraspannende Thrillerunterhaltung, die von der ersten bis zur letzten Seite den Leser an das Buch fesselt. Kurze Kapitel mit gemeinen Cliffhangern, brutale Verbrechen, überraschende Wendungen und sehr sympathische Ermittler – an Chris Carters zweitem Roman gibt es kaum etwas auszusetzen. Lediglich die nicht immer hundertprozentig überzeugende Nebenstory um die jugendliche Hellseherin und die manchmal fast schon alberne Dramatisierung der Morde sorgen für leichten Punktabzug.

Pflichtlektüre für Fans blutiger und schockierender Thriller

Das ändert aber nicht viel am sehr guten Gesamteindruck und so muss man fast zwangsläufig feststellen, dass es auf dem Gebiet der blutigen und harten Thriller derzeit fast nichts besseres auf dem Markt gibt – von den Smoky-Barrett-Büchern von Cody McFadyen vielleicht einmal abgesehen. Wenn man die detaillierte Schilderung von Grausamkeiten abkann, dann kann man mit den Werken von Chris Carter eigentlich nichts falsch machen. Die drei bisher erschienenen Bücher der Robert-Hunter-Serie stehen nicht ohne Grund seit Wochen auf den Bestsellerlisten weit vorne, im iBooks-Store belegen „Der Kruzifix Killer“, „Der Vollstrecker“ und der frisch erschienene „Der Knochenbrecher“ im Bereich Krimis & Thriller derzeit die Ränge eins bis drei – mehr muss man zum Unterhaltungswert der Reihe eigentlich nicht sagen. Daher kann das Fazit diesmal kurz ausfallen: Unbedingt lesen!

Meine Wertung: 9/10

Informationen:
„Der Vollstrecker“ von Chris Carter ist im Ullstein Verlag erschienen und hat einen Umfang von 496 Seiten. Das Buch ist für 9,99 € als Taschenbuch erhältlich. Weitere Infos auf der Verlags-Homepage.

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