Autor: Herman Koch
Umfang: 345 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erscheinungsdatum: 17. November 2011

Klappentext:
Diesem Hausarzt ist nichts heilig, auch nicht seine Familie – der neue Roman von Herman Koch. Marc Schlosser ist Hausarzt in Amsterdam. Als einer seiner Patienten, der berühmte Schauspieler Ralph Meier, stirbt, muss er sich wegen eines möglichen Kunstfehlers vor der Ärztekammer verantworten. Doch war es wirklich ein Kunstfehler? Oder hat das alles vielleicht mit den Geschehnissen im Ferienhaus zu tun, in dem beide Familien den letzten Sommer verbrachten?

Zum Roman:
Marc Schlosser ist Hausarzt in Amsterdam, verheiratet mit Caroline und Vater von zwei heranwachsenden Mädchen namens Lisa und Julia. Von seinen Patienten wird Marc geschätzt, weil er sich immer 20 Minuten Zeit für sie nimmt und ihnen somit vermeintlich viel Aufmerksamkeit schenkt. Doch das ist alles nur Augenwischerei, denn in der Regel erkennt der Arzt schon nach wenigen Blicken, was den Kranken fehlt – die restliche Zeit verschwendet Schlosser mit belanglosem Smalltalk. Und obwohl er fachlich durchaus kompetent ist, ist Marc alles andere als ein guter Arzt. Seine Patienten sind ihm mehr oder weniger egal und nicht selten fühlt er sich von ihnen und ihren Krankheiten angewidert. Während die Menschen denken, sie würden von ihm gründlich untersucht werden, macht sich der Hausarzt Gedanken über Gott und die Welt, gibt aber nach außen den aufmerksamen und verständnisvollen Mediziner.

Nun aber hat Marc Schlosser ein Problem, denn nach dem Tod eines seiner Patienten steht der Arzt unter Beschuss und muss sich vor der Ärztekammer verantworten, welche ihm einen schweren Kunstfehler vorwirft. Das Opfer ist der bekannte und erfolgreiche Theater-Schauspieler Ralph Meier, zu dem Marc neben dem beruflichen Arzt-Patienten-Verhältnis auch eine private Beziehung aufgebaut hat. Unter anderem hat Schlosser mit seiner Frau und seinen Kindern den letzten Sommerurlaub im Ferienhaus der Meiers in Frankreich verbracht. Ist dort vielleicht etwas passiert, was den vermeintlichen Kunstfehler des Arztes erklären könnte?

„Sommerhaus mit Swimmingpool“ ist der aktuelle Roman des niederländischen Bestseller-Autors Herman Koch, der 2009 schon mit „Angerichtet“ einen großen Erfolg gefeiert hat. Im Fokus der Geschichte steht wie oben erwähnt der Arzt Marc Schlosser, der die Geschehnisse aus der Ich-Perspektive schildert. So bekommt der Leser Einblicke in die Gedankenwelt des Mediziners und wird dadurch schnell über dessen wahre Ansichten bezüglicher seiner Patienten aufgeklärt. Zynisch berichtet Schlosser von jammernden Kranken mit ekligen Krankheiten und wie ungerne er gewisse Untersuchungen vornimmt. Er macht auch keinen Hehl aus seiner vorgetäuschten Aufmerksamkeit, die lediglich dazu dient, seine Patienten bei Laune zu halten. Das körperliche Wohl seiner Klienten ist ihm mehr oder weniger egal, so lässt er auch übermäßigen Alkoholkonsum oder Fettleibigkeit gnädig durchgehen. Stattdessen spricht er seinen Patienten sogar noch gut zu und gibt zum Beispiel an, auch er würde gerne mal ein Gläschen trinken, da sei ja schließlich nichts dabei.

Als Sympathieträger funktioniert so ein Arzt nicht unbedingt, und damit Marc Schlosser nicht völlig als verantwortungsloser und selbstverliebter Mensch rüberkommt, gibt es auch noch seine Familie. Mit Frau und Kindern geht er liebevoll um und hat vor allem zu seinen Töchtern ein sehr gutes Verhältnis, auch weil er ihnen wie seinen Patienten ab und zu mal etwas durchgehen lässt. Nachdem Herman Koch seinen Protagonisten eingeführt hat und ein wenig von Schlossers Alltagspsychologie bezüglich Gott und der Welt zum Besten gegeben hat, nähert man sich dann auch der eigentliche Handlung, bei der Marcs Patient Ralph Meier eine bedeutende Rolle spielt. Meier ist gefeierter Schauspieler – wenn auch „nur“ auf der Theaterbühne – und baut schnell ein freundschaftliches Verhältnis zu seinem Hausarzt auf, wohl auch weil ihm dessen Frau Caroline gut gefällt. Ralph ist nämlich ein Playboy wie er im Buche steht, guckt jedem Rock hinterher und ist trotz seiner Ehe mit Judith keinem Schäferstündchen abgeneigt. Marc passt Ralphs lüsterne Begierde nach Caroline natürlich überhaupt nicht, doch da er im Gegenzug auch ein Auge auf Judith geworfen hat, sucht auch er den Kontakt zu den Meiers, was schließlich zu einem gemeinsamen Sommerurlaub in Frankreich führt.

Nach Meiers Tod, dessen genaue Ursache bis kurz vor Schluss im Unklaren bleibt, erzählt die Hauptfigur rückblickend von den gemeinsamen Urlaubstagen, die sich immer mehr zu einem interessanten Familiendrama entwickeln, bei dem die Moral von allen Seiten mit Füßen getreten wird. Egal wo hin man schaut, überall tun sich menschliche Abgründe auf, vollgepackt mit Eifersucht, Wollust und Machtspielen. Auch wenn die Handlung ein wenig vorhersehbar ist und man schnell ahnen kann, worauf das Ganze hinausläuft, weiß das Buch trotzdem zu fesseln. Kochs zynische Erzählung beruht auf guten Beobachtungen und kann so mit einigen bitteren Erkenntnissen über das menschliche Zusammenleben aufwarten. Dabei kommt gelegentlich auch der Humor nicht zu kurz, der allerdings in der Regel recht bösartig ist, was mir persönlich aber nicht wirklich unrecht ist. So liest sich „Sommerhaus mit Swimmingpool“ überaus flüssig, auch wenn eigentlich nicht wirklich viel passiert. Doch gerade wenn man dann denkt, man hätte das Konstrukt des Autors nun endgültig durchschaut, kann Herman Koch mit einer überraschenden Wendung aufwarten, welche das böse Blut und Misstrauen zwischen den Figuren noch einmal kräftig anfeuert.

Mein Fazit:
„Sommerhaus mit Swimmingpool“ ist ein sehr kurzweiliger Roman, den ich aber nicht wirklich (wie an manchen Stellen geschehen) als Thriller bezeichnen würde. Vielmehr handelt es sich hier um ein gut beobachtetes und zynisch geschildertes Familiendrama, welches trotz einiger interessanter Alltagsweisheiten insgesamt ein wenig oberflächlich bleibt. Die Geschichte ist über weite Strecken relativ vorhersehbar und bietet erst zum Ende hin ein paar (dann aber durchaus gelungene) Überraschungen. Herman Koch hat einen sehr angenehmen Schreibstil, sodass man das Buch gut „weglesen“ kann. Insgesamt betrachtet wird mir die Story aber vermutlich nicht allzu lange in Erinnerung bleiben, dafür sie mir dann einfach nicht tiefgründig genug. Zum unterhaltsamen Zeitvertreib ist dieses Buch mit seinem gelegentlichen bitterbösen Humor aber bestens geeignet.

Meine Wertung: 7/10

Informationen:
Der Titel „Sommerhaus mit Swimmingpool“ von Herman Koch ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen und hat einen Umfang von 345 Seiten. Das Buch kann für 19,99 € hier bestellt werden. An dieser Stelle auch vielen Dank an den den Verlag Kiepenheuer & Witsch und Bloggdeinbuch.de, die mir das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!

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