Autor: Douglas Preston, Lincoln Child
Sprecher: Detlef Bierstedt
Länge: 14 Std. 24 Min. (ungekürzt)

Zum Inhalt:
Nach dem finalen Duell mit seinem diabolischen Bruder Diogenes hat sich Special Agent Aloysius Pendergast mit seinem Mündel Constance Green in die Abgelegenheit eines tibetischen Klosters zurückgezogen, wo er sich etwas Ruhe erhofft und Constance bei den Mönchen in die Lehre gehen soll. Dort erfährt er jedoch, dass aus dem Kloster eine geheimnisvolle Reliquie gestohlen wurde, um das sich eine Reihe von Mythen ranken. Das mysteriöse Agozyen, so der Name des Artefaktes, hat angeblich die Macht, die gesamte Menschheit zu vernichten und die Welt von ihrem Übel zu befreien.

Pendergast wird von den Mönchen gebeten, das Agozyen zu finden und zurück zum Kloster zu bringen. Die Jagd nach dem Artefakt führt ihn und Constance an Bord des Luxusliners „Britannia“, der zu seiner Jungfernfahrt nach New York aufbricht. Dort ereignen sich eine Reihe von unheimlichen Morden, und ein mysteriöses Monster treibt sein Unwesen. Die Kreuzfahrt wird für die Passagiere immer mehr zu einem Höllentrip ins Verderben…

Zum Hörbuch:
„Darkness“ ist mittlerweile schon der achte Teil der Mystery-Serie um Special Agent Aloysius Pendergast, die mit dem grandiosen „Relic“ (welcher sogar verfilmt wurde) ihren Anfang nahm. Zu Beginn wirkt alles noch entspannt und beschaulich. Pendergast und sein Mündel haben sich in ein abgelegenes Kloster in Tibet zurückgezogen, um dort nach den dramatischen Ereignissen des letzten Romans (welcher mit dem Tod von Pendergasts bösem Bruder Diogenes endete) zur Ruhe zu kommen. Wie sich schnell herausstellt, wird das jedoch nichts, denn Pendergast muss das oben beschriebene, sagenumwobene Agozyen finden, bevor es in der Welt großes Unheil anrichtet.

Damit hat es sich dann erst einmal mit der Gemütlichkeit, denn nun beginnt für den Special Agent ein Wettlauf gegen die Zeit, wie es schon so treffend im Untertitel des Romans heißt. Die Suche führt ihn zunächst über Italien nach London und anschließend an Bord des Luxusliners. Der Anfang erinnert dabei irgendwie an Geschichten von James Bond oder Indiana Jones, mit schnellen Ortswechseln einmal rund um den Erdball. Das ist sehr kurzweilig und unterhaltsam und lässt auf Großes hoffen. Als sich die Handlung dann noch an Bord eines gigantischen Kreuzfahrtschiffes verlagert, sind eigentlich alle Zutaten für einen spannenden Mysterythriller vorhanden.

Leider ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Während die Atmosphäre des Schiffes noch gut rübergebracht wird, plätschert die Handlung jedoch nur so vor sich hin. Pendergast muss den Dieb des Artefaktes aus Tausenden von Passagieren ausmachen und schafft es bereits nach wenigen Momenten, die Zahl der Verdächtigen auf eine Hand voll Leuten zu reduzieren. Wie das möglich sein soll, weiß wohl auch nur Pendergast selber, das ist mit Verlaub so dermaßen unglaubwürdig, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. Nun gilt es also, den richtigen Täter unter den verbleibenden Personen ausfindig zu machen. Dabei macht Pendergast aber nur sehr langsame Fortschritte.

Neben der Suche nach dem Agozyen beschäftigt eine Reihe von Morden den FBI-Agenten, und Pendergast nimmt offiziell die Ermittlungen in dem Fall auf. Doch auch die Todesfälle machen die Geschichte selbst nicht wirklich spannender. Es scheint fast so, als werden die Morde immer dann eingebaut, wenn die Handlung gerade auf einem Tiefpunkt angekommen ist, nur um den Leser/Hörer dann wieder etwas bei Laune zu halten. Spannender wird es erst dann, wenn die Ereignisse an Bord auf eine große Katastrophe zusteuern, die an das Unglück der Titanic erinnert. Hier entwickelt sich eine bedrohliche und aussichtlose Situation, die endlich etwas Dramatik in die Geschichte bringt.

Zu der Hauptfigur gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen: Entweder man liebt Pendergast, oder man hasst ihn. Der Special Agent ist anscheinend ein Superman im Anzug, er kann alles, weiß alles, hat Unmengen von Geld und löst die schwierigsten Situationen mit Leichtigkeit und charmanter Arroganz. Dass muss man nun einmal so hinnehmen, wenn man einen Lincoln/Child-Roman liest. Persönlich komme ich damit sehr gut klar, denn Pendergast ist einfach eine außergewöhnliche Romanfigur, die sich mit ihrer Art wohltuend vom Krimi-Einerlei abhebt.

Neu ist nun auch, dass Pendergasts Mündel, die junge Constance Green, einen größeren Teil der Geschichte zugestanden bekommt. Sie hilft ihrem Vormund bei den Ermittlungen und schlägt dabei in eine ganz andere Kerbe als der Agent. Während sich dieser überwiegend in der sozialen Oberschicht aufhält und mit dem Führungspersonal das Schiffes arbeitet, führt Constance ihre Ermittlungen vornehmlich in der Arbeiterschicht durch. Das sorgt für eine wohltuende Abwechslung. Schade ist allerdings, dass Pendergasts Partner aus den bisherigen Bänden, der New Yorker Detective Lieutenant Vincent D’Agosta, in „Darkness“ überhaupt keine Rolle spielt. Dadurch fehlt hier einiges an dem trockenen Humor, der die Serie meiner Meinung nach maßgeblich mitträgt.

Die Auflösung des Falls ist aus meiner Sicht eine totale Katastrophe. Ohne hier zu viel verraten zu wollen, endet das Rätsel mit einem esoterischen Schwachsinn, der mir bisher noch nicht untergekommen ist. Es ist ja bekannt, dass die Fälle Pendergasts immer recht mythisch und teils auch übersinnlich sind, das zeichnet die Romane ja auch aus. Hier ist dieser Faktor meiner Meinung nach jedoch totaler Nonsens. ACHTUNG SPOILER: Das Monster entpuppt sich letztendlich als eine Materialisierung von Gedanken, welchem Pendergast in einem finalen Showdown dann in einer Art Traumwelt gegenüber steht. Das war für mich wirklich etwas zu viel des Guten… SPOILER ENDE

Zum Sprecher:
Wie bereits die letzten Teile, wird auch „Darkness“ wieder von „George Clooney“ Detlef Bierstedt gesprochen. Dieser liefert hier wie eigentlich immer eine souveräne Vorstellung ab, wie man es z.B. auch von den Harlan Coben-Hörbüchern kennt. Sein leichter Singsang passt meiner Meinung nach hervorragend zur aristokratischen und leicht arroganten Art von Agent Pendergast. Allerdings gefiel mir für die Pendergast-Reihe Thomas Piper etwas besser, welcher noch die ersten Hörbücher der Serie gesprochen hat. Dies ist jedoch wirklich Geschmackssache und hat nicht wirklich etwas mit Detlef Bierstedt selbst zu tun, dem man bei der Vorlesung eigentlich nichts vorwerfen kann. Ist halt einfach meine persönliche Empfindung.

Mein Fazit:
Ich bin eigentlich ein großer Fan der Pendergast-Reihe und hatte mich nach der längeren Pause wirklich sehr auf „Darkness“ gefreut. Leider zählt dieser Titel zu den schwächsten der Serie und weiß nur in einigen wenigen Passagen wirklich zu überzeugen. Die Geschichte ist zwar ganz nett, es fehlt aber eindeutig an Thrill und der bedrohlichen und unheimlichen Atmosphäre, welche z.B. in „Relic“ oder auch „Burn Case“ hervorragend gelungen war. Es scheint leider so, als gehe Lincoln und Child etwas die Puste aus. Das mag vielleicht auch etwas an der Hauptfigur selber liegen, welche praktisch keine Schwächen hat. Das könnte auf Dauer womöglich etwas langweilig sein und schreit nach neuen Ideen. Ich hoffe, die nächsten Teile („Cult“ und „Fever“) können wieder an die Qualität der ersten Bände anknüpfen. Bei „Darkness“ war dies leider nicht der Fall.

Meine Wertung: 5/10

Informationen:
Das Hörbuch hat eine Länge von 14 Stunden und 24 Minuten und ist ungekürzt für 29,95 Euro bei audible.de erhältlich. Abonnenten mit Flexi-Abo bezahlen wie immer nur 9,95 Euro. Eine gekürzte Fassung (knapp 7,5 Stunden) gibt es bereits für 13,95 Euro. Weitere Infos auf der Detail-Seite bei audible.de

Kommentar verfassen: